Land zwischen Oder und Newa

Von Riga bis St. Petersburg

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Unberührte, einsame Wildnis, die die Seele berührt. Das ist Estland. Heimat eines nordischen Volkes mit tief sitzenden heidnischen Wurzeln. Nur 1,3 Millionen Einwohner, die sich ihre Unabhängigkeit singend erkämpft haben. Kleine Orte mit bunten Holzhäusern - "Bullerbü" entsprungen. Und Tallinn, mittelalterliche Hansestadt, für viele die "Perle des Baltikums". Im Kontrast dazu: Das russische St. Petersburg, eine atemberaubende Kulturstadt. Heute die nördlichste Millionenmetropole. Es ist eine abenteuerliche Entdeckungsreise zwischen völlig verschiedenen Welten.


Riga liegt an der Daugava, Lettlands großem Strom. Hier, wo die Christianisierung des Baltikums begann, haben Nonnen aus Deutschland ein neues Kloster gebaut. Der zweite historische Fluss Livlands ist die Gauja, der Fluss der alten Holzflößer. An ihm wurde den "Dainas" ein Denkmal gesetzt: Kleine Vierzeiler, meist gesungen, in denen die ursprünglich heidnischen Letten und Esten ihre Traditionen und Mythen von Generation zu Generation weitergaben… und so ihre nationale Identität bewahren konnten. Historisch fast immer umkämpft und fremdbeherrscht haben Lettland und Estland erst 1991 die Unabhängigkeit zurückbekommen… auch Dank ihrer Lieder. Die Gauja schlängelt sich durch ein sagenhaftes Urstromtal bis in die Rigaer Bucht. Über sie geht die Reise weiter nach Estland: Mehr als 1.500 Inseln, die meisten schroffe Winzlinge, die kaum aus dem Wasser lugen. Die Küsten übersät mit Findlingen, als hätten Riesen mit Murmeln gespielt. Und dahinter: Dichte Urwälder in denen man sich verlaufen kann… mit Elchen, Bären und Luchsen. Riesige Seen und Moore, die zu den letzten Wildnissen Europas gehören. Und heidnische Bräuche und Traditionen: Auf der kleinen Insel Kihnu haben seit alters her Frauen in rotgestreiften Wollröcken "die Hosen an". Auf alten Motorrädern knattern sie zum abendlichen Volkstanz. Am Festland gegenüber: Der Soomaa-Nationalpark. Hier baut Aivar Ruukel "Haabjas" noch heute so, wie seine Urgroßväter: Aus einem einzigen Espenstamm. Auf der Insel Hiiumaa ließ sich ein Deutschordens-Bischof den Bau des Leuchtturms "Köpu" von der Hanse mit viel Wein bezahlen. Später hatten die Sowjets die gesamte Inselwelt zum Sperrgebiet gemacht. Die Insel Naissaar ist erst vor kurzem wieder aufgetaucht… gespenstisch übersät mit
verrosteten Seeminen. Märchenhaft ist Haapsalu, das bunte Holzhaus-Städtchen am Festland ist in vielem das "Bullerbü" in Astrid Lindgrens Büchern. In Tallinn, der berühmten Hansestadt, wirken seit 700 Jahren die "Schwarzhäupter" - ehrlich ja, nur ledig müssen sie heute nicht mehr sein. Die singenden Esten: 30.000 auf einer Bühne! Mit ihrem Sängerfest feiern sie ihre "Singende Revolution". Dazu die Estlandschweden im Nordwesten, Baltendeutsche mit ehemals hunderten Guts- und Adelssitzen, altgläubige Zwiebelrussen am riesigen Peipussee… viele Volksgruppen haben das Land geprägt. Eine wechselvolle Geschichte, dessen Spuren vielerorts liebevoll restauriert werden. Selbst Sillamäe, Stalins geheime Stadt, in der er seine Atombombe bauen ließ... nicht weit weg von der heutigen EU-Grenze zu Russland. Und gleich dahinter: St. Petersburg - die prunkvolle Zarenstadt mit Peter-Paul-Festung und Eremitage. Dem Ziel einer großen Entdeckungsreise mit einem kleinen Segelboot.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 18.08.2019 um 20:15 Uhr auf NDR.