Die 4 Reeves und ein Todesfall

Deutschland 2023

Quelle: ARD-Pressebild
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Sie waren in den 90ern so bekannt wie die Fantastischen Vier. Sie waren „Vorzeige-Schwarze“, die auf Kölsch oder Hochdeutsch gegen Rassismus rappten: die 4 Reeves. Den Durchbruch schafften sie 1992 mit einem legendären Auftritt beim ‚Arsch huh – Zäng ussenander‘-Konzert gegen rechts. Ab da trat die Hip Hop-Gruppe regelmäßig auf großen Bühnen und im Fernsehen auf, z.B. zusammen mit Take That oder der Deutschen Nationalmannschaft. Vier Geschwister mit afrikanischen Eltern, die – und das war lange nicht bekannt – in Kölner Pflegefamilien aufgewachsen sind.
Die steile Karriere der Band nahm 1995 ein abruptes Ende, als Jim, der älteste der Reeves, eine Solokarriere startete - mit wechselndem Erfolg. 2016 wurde er in einem Berliner Hostel brutal getötet. Ein Schock, der die Widersprüche zwischen gefeierten Bühnen-Auftritten und dem alltäglichen Rassismus aufbrechen ließ, aber auch die Wunden der Vergangenheit. Kann die Familie, die die bestialische Tat ganz unterschiedlich trifft, wieder zusammenfinden? Nach 30 Jahren sollen die Reeves auf dem Jubiläum des ‚Arsch Huh‘-Konzerts wieder auftreten.
Eine Schlüsselrolle spielt die 85jährige Mutter Susana Mtenga. Anfang der 60er Jahre kam sie aus Tansania nach Köln, um Krankenschwester zu werden. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen, einen Philosophie-Studenten aus Kenia, und bekam innerhalb kurzer Zeit vier Kinder. Als ihr Mann sie verließ, gab Susana die Kinder in verschiedene Pflegefamilien. Das hat Persönlichkeit und Lebenslauf der Vier beeinflusst. Der musikalisch begabte Jim war getrieben von dem Wunsch, eine große Karriere zu machen und verlor am Ende den Boden unter den Füßen. Seine Schwester Shary hingegen ist eine bekannte Moderatorin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes geworden. Andrew hat vieles aus der Zeit in Pflegefamilie und Heim verdrängt und versucht nun vorsichtig, den Tod von Jim aufzuarbeiten. Terry hingegen geht die Probleme aktiv an. Dabei hilft ihr auch die Arbeit als Krankenschwester in der forensischen Psychiatrie, wo nicht schuldfähige Straftäter untergebracht sind.
Der Film macht sich mit den drei verbliebenen Reeves-Geschwistern auf die Suche nach ihrer steilen und dann abgerissenen Musiker-Karriere, nach der zerbrochenen Liebe der afrikanischen Eltern, nach ihrer Kindheit in weißen Pflegefamilien. Er beobachtet, wie sie sich ihrer komplizierten Familiengeschichte stellen und nach Jahren wieder zusammen auf die Bühne gehen – ohne ihren Bruder.
Dokumentarfilm von Katharina Gugel

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 14.06.2023 um 22:15 Uhr auf WDR.