Die China-Falle: wie erpressbar sind wir?

Quelle: ARD-Pressebild
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Trotz aller Warnungen wollte man es lange nicht wahrhaben: Deutschland hat sich in extreme Abhängigkeit von Pekings Gnaden manövriert und wird nun zunehmend erpressbar. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine nimmt auch die Bundesregierung das volle Risiko wahr. Denn in Ostasien schwelt zwischen China und Taiwan ein weiterer Konflikt mit geopolitischer Sprengkraft. „Wenn der von heute auf morgen eskaliert, wäre das für uns der GAU“, sagt Peter Bachmann von der Photovoltaikfirma Solarwatt.
Deutschland braucht eine neue China-Strategie, das ist jetzt allen klar. Doch wie soll die aussehen? Und was würde sie kosten?
Im Fall Russland geht es um Gas und Öl. China ist viel komplexer. Es geht um ganze Lieferketten, um Tausende Produkte. Manche machen das Leben einfach nur günstiger, andere sind unverzichtbar, einige sogar überlebenswichtig. Und es geht auch um den eigenen Zugang zum größten Markt der Welt.
Doch wie abhängig ist Deutschland eigentlich? Und wo genau?
Im Hamburger Hafen landet der „Container-Tsunami“ aus China schon am frühen Morgen an und wird dann über ganz Deutschland verteilt. In Stuttgart etwa zeigt Fahrradexperte Dirk Zedler, wie ein Rad ohne Teile aus China aussehen würde: „Das wäre kein Fahrrad, das wären einige wenige Bauteile.“
In der Solar- und Windenergiebranche sind es schon wenige Einzelteile aus China, ohne die die gesamte Energiewende zusammenbrechen würde. In einem Windpark bei Aurich lassen sich die Reporter zeigen, was das bedeuten würde.
„Natürlich sind wir erpressbar!“ sagt die Berliner Apothekerin Anke Rüdinger. Sie mischt neuerdings wieder eigene Rezepturen an, um ihre Patienten zu versorgen. Denn auf Nachschub von Medikamenten aus Asien ist kein Verlass. Manche Antibiotika wären ohne chinesische Vorprodukte sogar überhaupt nicht mehr erhältlich.
Werte oder Waren? Darum geht es bei der neuen Chinastrategie. Ein riskanter Balanceakt. Denn China ist Deutschlands größter Handelspartner, einen Teil des Wohlstands verdanken die Menschen in Deutschland den blühenden Geschäften mit der Diktatur in Fernost.
Die beiden langjährigen Asien-Korrespondenten Mario Schmidt und Philipp Abresch haben sich auf eine Deutschlandreise begeben zu Herstellern, Händlern, Verbrauchern und zu denen, die einen neuen Umgang mit China finden müssen in den Ministerien und im Bundestag in Berlin.
Film von Philipp Abresch und Mario Schmidt

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 26.05.2023 um 00:45 Uhr auf phoenix.