Der Bürgermeister, Mussolini und das Museum

Italien/Frankreich 2022

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Das verschlafene norditalienische Städtchen Predappio sticht eigentlich nicht sonderlich aus der Landkarte heraus. Doch als Geburtsort Mussolinis zieht die Stadt drei Mal pro Jahr Tausende Faschismusnostalgiker an, die sich am Grab des ehemaligen Diktators versammeln.
Italien hat seine faschistische Vergangenheit nie wirklich aufgearbeitet und sie lediglich als „unbequeme“ Zeit abgetan - eine Haltung, die angesichts des weltweiten Erstarkens von Populismus und Nationalismus beschämend ist.
Der ehemalige Bürgermeister von Predappio, Giorgio Frassineti, möchte deshalb in dem zur Ruine verfallenen ehemaligen Hauptquartier Mussolinis, der Casa del Fascio, ein Museum und Dokumentationszentrum über den Faschismus gründen. Seine Idee stößt jedoch auf starke Kritik. Deshalb hat Frassineti den Austausch mit europäischen Historikern und Experten der Zeitgeschichte gesucht, um seine Überzeugungen zu teilen und eine Antwort auf eine scheinbar einfache Frage zu finden: Warum ist es in Italien 100 Jahre nach der Machtergreifung Mussolinis so schwer, den Faschismus im Museum aufzuarbeiten?
Die Gründung eines solchen Museums wäre symbolisch gesehen ein Wendepunkt in der italienischen Geschichte. Doch die Vorgehensweise des Protagonisten, seine Überlegungen und die Diskussionen rund um dieses Projekt scheinen in Anbetracht der derzeitigen politischen Realität fast noch wichtiger als die bloße Eröffnung eines solchen Museums.
Die Dokumentation beleuchtet die problematische Vergangenheit Italiens und die derzeitigen politischen Widersprüche mit einer kleinen Prise Ironie und lädt gleichzeitig dazu ein, das kollektive Gedächtnis dieses Landes zu hinterfragen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 19.04.2023 um 22:10 Uhr auf arte.

19.04.2023
22:10
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
02.05.2023 02:30 Uhr arte
19.04.2023 22:10 Uhr arte