Looking for Picasso

Frankreich 2013

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Seine Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen lesen sich wie ein Tagebuch, das den Betrachter Seite für Seite seinem Geheimnis näherbringt. Dieses Tagebuch hat Picasso im April 1973 als Erbe hinterlassen. Ausgehend von seinem Nachlass und der komplexen Erbschaftsgeschichte geht die Dokumentation auf Spurensuche und beleuchtet so das Leben Picassos und die Entstehungsgeschichte seines Werks aus neuer Perspektive.
Das von Konflikten begleitete Begräbnis des Malers spiegelte das komplexe Gefüge einer Familie wider, die aus seinen wechselnden Liebschaften entstanden ist. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde die sterbliche Hülle Picassos von Mougins nach Vauvenargues gebracht, ein Schloss am Ausläufer des Sainte-Victoire, dem Berg, den Cézanne so sehr liebte. Kompromisslos organisierte Jacqueline, Picassos letzte Frau, sein Begräbnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit und vor allem ohne Maya, Claude und Paloma, die drei unehelichen Picasso-Kinder, denen sie den Zugang zum Schloss verwehrte.
Das Erbe, das Picasso der Nachwelt hinterlässt, ist enorm: Es handelt sich laut des von Maurice Rheims erstellten Inventars um 1.885 Gemälde, 1.228 Skulpturen, 2.800 Keramiken sowie jeweils mehrere Tausend Radierungen, Lithographien und Zeichnungen. An den Staat gingen 20 Prozent einer auf etwa 1,3 Milliarden Francs geschätzten Erbschaft. Dann begann die Aufteilung innerhalb der Familie: An Jacqueline Picasso, die letzte Gattin des Malers, sowie an Picasso-Sohn Paulo beziehungsweise dessen Kinder Bernard und Marina geht der Löwenanteil der gigantischen Erbschaft. Maya, Claude und Paloma teilen unter sich die Hälfte des Anteils auf, der an den älteren Bruder gegangen wäre.
Als Pablo Picasso 1973 stirbt, hat er mehr als 70 Jahre in Frankreich gelebt, aber es gibt kaum ein Gemälde von ihm in den staatlichen Museen des Landes. Im Pariser Picasso-Museum, das 1985 seine Pforten öffnet, sind schließlich auch einige der Werke zu sehen, die erst nach dem Tod des Meisters entdeckt wurden. Verborgene Seiten aus seinem Privatleben offenbarten Frauenporträts und Bilder seiner ehelichen oder auch unehelichen Kinder.
Schilderungen von Menschen aus Picassos Umfeld, Aufnahmen aus dem Familienarchiv und bisher unveröffentlichte Filmdokumente lassen das Porträt eines unbekannten Picasso entstehen und geben tiefe Einblicke in sein mannigfaltiges Lebenswerk.

* Thementag: Es war einmal Picasso

ARTE widmet Pablo Picasso über 16 Stunden Programm – in einem Thementag am 2. April 2023, kurz bevor sich sein Tod zum 50. Mal jährt. Die Idee, die hinter der Programmierung steht, ist eine Demontage und eine Rekomposition, in der alle Seiten des Künstlers ihren Platz haben. Man darf Picasso für seine Frauenfeindlichkeit hassen wie für sein politisches Engagement lieben, man darf neugierig sein auf die Spuren seines Frühwerks in Spanien, die sein ganzes Leben durchzogen haben, wie auf seine Utopie vom Malen gegen die Vergänglichkeit in seinem Spätwerk. ARTE möchte nicht auf den Zug des Exzellenzvokabulars um ein Genie aufspringen, sondern will „remixen“, in den Perspektiven der Geschlechter wie in den Genres, in denen Picasso eine Rolle gespielt hat oder auch noch spielen kann. Eine bunte Dekomposition statt Heroisierung, die ihn da abholt, wo er selbst auch mit seinen „Demoiselles d’Avignon“ angefangen hat, die Kunstgeschichte zu zersetzen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 02.04.2023 um 10:20 Uhr auf arte.