Die Kinder von Lügde – Alle haben weggesehen

Kein Freund und Helfer

Film von Patrick Zeilhofer
45min, Deutschland 2022
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)
Quelle: Pressebild (zdfPresse2022)

Mutmaßlich zwei Haupttäter verübten auf einem Campingplatz in Lügde im Weserbergland über 20 Jahre lang ungestört sexuelle Verbrechen an mindestens 35 Kindern. Wieso sah niemand hin?

Der Täter Andreas V. ist dingfest gemacht, alle Opfer sind befreit. Wo herkömmliche Kriminalerzählungen enden, beginnt dieser Fall eigentlich erst richtig – und wie in den Folgen zuvor, mit unbegreiflichem Behördenversagen.

Es sind zwar keine Minderjährigen mehr in unmittelbarer Gefahr, doch nun zeigt sich, dass Kindesmissbrauch auch in der Strafermittlung ein blinder Fleck ist. Eine Mischung aus Amateurhaftigkeit, Nachlässigkeit und Kompetenzgerangel hinterlässt den fatalen Eindruck, dass Pädophile wie Andreas V. leichtes Spiel haben. Man hätte Ansätze für viele weitere Ermittlungen gehabt – nur ist eine Behörde, die Beweismittel entweder nicht ernst nimmt, übersieht, verschlampt und möglicherweise auch vorsätzlich wegschafft, augenscheinlich nicht in der Lage, der Pädophilie die Stirn zu bieten.

Die Polizei scheint Hinweise auf Andreas V. auf ganzer Linie zu ignorieren. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul fällt schon im Februar 2019 sein Urteil über die Kreispolizei in Lippe. "Das wäre selbst meiner Oma aufgefallen, dass auf dem Campingplatz was nicht stimmt."

Bereits am Tag der Verhaftung im Dezember 2018 stellt die Polizei bei Andreas V. über 150 Datenträger in einem Aluminiumkoffer sicher. Ein junger Polizeianwärter bei der Kreispolizei Lippe wird beauftragt, die Beweismittel zu sichern. Unklar ist bis heute, wer ihm den Auftrag dazu gegeben hat. Der Student sichtet die 155 DVDs und CDs in wenigen Stunden und kopiert davon ganze drei Datenträger. Danach beachtet er den Koffer nicht mehr.

Bis am 30. Januar 2019, dem Tag der Bekanntgabe des Missbrauchsfalls, plötzlich von dem Koffer jede Spur fehlt. Er ist weder im Büro, wo ihn der Polizeianwärter kurz vor Weihnachten abgestellt hat, noch in der Asservatenkammer, wo er eigentlich hingehört. Der Koffer ist weg und taucht nie wieder auf.

Die Doku-Serie "Die Kinder von Lügde – Alle haben weggesehen" versucht, in vier Folgen herauszufinden, wie es möglich war, dass so viele Menschen weggesehen haben: auf dem Campingplatz, im Ort, bei den Jugendämtern, bei der Polizei.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 24.11.2022 um 02:10 Uhr auf ZDF.