Reparieren statt Wegwerfen?

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Heinrich Jung ist ein Überzeugungstäter: "Wir schmeißen viel zu viel weg." In vielen Dingen, die uns umgeben, sei eine Sollbruchstelle eingebaut, behauptet Jung: Herde, Toaster, Mixer, Waschmaschinen, Smartphones, Software und Rasierapparate würden absichtlich nicht für die Ewigkeit konstruiert.
Geplante Obsoleszenz nennt dies der Fachmann, der Verfall soll uns zwingen, wegzuwerfen und zu konsumieren, schließlich lassen sich Produktionsprozesse länger am Laufen halten, wenn schnell nachgekauft wird und Produkte nicht lange beim Konsumenten verbleiben.
Aber ist das im Angesicht wachsender Müllberge aus Plastik- und Elektro-Schrott, in Zeiten schwindender Ressourcen angebracht? Längst gibt es Menschen, die eine neue "Kultur der Reparatur" fordern. Die Story stellt sie vor: Den Professor, der lieber an seinem alten Auto schraubt, statt sich einen Neuwagen zu holen. Den Astronauten, der alte Radios wieder zum Laufen bringt. Und den einst arbeitslosen Bastler, der eine Technik gefunden hat, alte Akkus zu erneuern: "Reparieren ist ein lohnendes und zugleich nachhaltiges Geschäft," sagt Frank Bräuer, der heute 10 Mitarbeiter beschäftigt.
Doch Reparaturwillige müssen viele Hürden überwinden: Nicht mehr lieferbare Ersatzteile, eigens konstruiertes Spezial-Werkzeug, ohne das die Reparatur unmöglich ist, fest verschweißte Teile, die nicht ausgetauscht werden können - Möglichkeiten der Reparatur-Verhinderung gibt es viele. Was sagen die Hersteller dazu? Und müssten nicht endlich Gesetze gegen solche Praktiken verabschiedet werden? Heinrich Jung ist nicht nur Gründer eines Repair-Cafés, er ist auch Mitglied im "Runden Tisch Reparatur" - ein Verein, der gesetzliche Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit fordert.
Der Elektro-Meister zieht triumphierend eine kleine Relais-Schaltung aus der Platine des defekten Herdes: "Absichtlich unterdimensioniert, das kenn ich schon!" Er tauscht das zu kleine Relais gegen ein größeres und der Herd läuft wieder. Materialkosten: keine 4 Euro.
Film von Marko Rösseler

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 14.09.2022 um 23:30 Uhr auf WDR.