Kurioses aus der Tierwelt

Ein Leben ohne Sex: Der Komodowaran und die Blattlaus

Weibliche Komodowarane können lebende Junge zur Welt bringen, ohne je einem Männchen begegnet zu sein. Und Blattlausweibchen sind in der Lage, Hunderte identische Klone hervorzubringen. Warum vermehren sich diese zwei so unterschiedlichen Spezies ohne Partner? Und wie machen sie das?
Die meisten Tiere pflanzen sich geschlechtlich fort: Die Eier des Weibchens werden vom Männchen befruchtet und aus dem Genmix beider Eltern entsteht der Nachwuchs. Bei einigen Arten jedoch funktioniert die Fortpflanzung ganz anders.
Im August 2005 legte ein Komodowaranweibchen namens Sungai im Londoner Zoo Eier ab und wenige Monate später schlüpften vier Babywarane. Das wäre ja nichts Ungewöhnliches. Nur hatte sie über zwei Jahre keinen Kontakt zu einem Männchen gehabt. Zunächst nahmen die Pfleger an, das Sperma stamme noch von dem Männchen, mit dem sie zuletzt in Frankreich zusammen gehalten wurde. Doch Gentests ergaben, dass Sungai ihre Eier selbst befruchtet und sich allein fortgepflanzt hatte. Das war eine erstaunliche Entdeckung: Komodowarane beherrschen die Kunst der Parthenogenese. Ein Begriff, der sich aus dem griechischen „parthenos“ für Jungfrau und „genesis“ für Geburt zusammensetzt. Unglaublich, dass diese besondere Fähigkeit bis vor wenigen Jahren unbemerkt geblieben war.
Andererseits wurden die Tiere überhaupt erst in den 20er Jahren entdeckt. Die Blattlaus wiederum gibt es seit über 200 Millionen Jahren. Wie beim Komodowaran ist die Jungfernzeugung ein probates Mittel zu ihrer Arterhaltung. Im Sommer produziert eine Blattlaus fünf bis zehn Junge pro Tag, allesamt identische Kopien der Mutter. Ihre rasante Vermehrung weckte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts das Interesse der Forscher.
Die Natur ist voller faszinierender Geschöpfe und wundersamer Geschichten: Weshalb legt das Schnabeltier, das doch ein Säugetier ist, Eier? Mit welcher Absicht hat die Natur das Schneckenhaus und den Stoßzahn des Narwals spiralförmig gestaltet? Warum hat sie bestimmte Tiere mit auffallenden Mustern und grellen Farben ausgestattet? Der berühmte britische Tierfilmer und Naturforscher Sir David Attenborough ist bei seinen Reisen auf viele außergewöhnliche Lebewesen und interessante naturgeschichtliche Dokumente gestoßen. In der Dokumentationsreihe stellt er in jeder Folge zwei Tiere gegenüber, die eine erstaunliche Eigenschaft gemeinsam haben.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 14.09.2022 um 11:39 Uhr auf arte.