Die Nordreportage: Matjes, Schrauben, grüne Seife

Schiffsausrüster besorgen alles

Quelle: ARD-Pressebild
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Viele Menschen träumen von einer Kreuzfahrt oder sehen staunend, wie haushohe Containerschiffe sich auf den Weg nach Ostasien oder Südamerika machen. Auf der langen Reise wird auf den Schiffen Proviant benötigt, Ersatz für eine kaputte Pumpe oder einen neuen Computer. Wie, wann, wo und durch wen kommt das alles an Bord?
Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland, der drittgrößte Hafen Europas. 9000 Schiffe laufen ihn jährlich an. Die Schiffe müssen mit Wurst und Eiern, Kartoffeln und Klopapier versorgt werden. Der Schiffsingenieur braucht dringend ein Ersatzteil, der Computer des Kapitäns hat seinen Geist aufgegeben. Dann läuft ohne Schiffsausrüster gar nichts: Sie sind im Einsatz, wenn Kisten mit Fisch und Fleisch, Eiern und Gemüse, wenn Zahnpasta und Seife, Putzmittel und Ersatzteile im Schiffsbauch verschwinden.
Frank Engellandt beliefert 70 Kreuzfahrtschiffe, manchmal ein stressiger Job, denn manche Schiffe laufen später ein als geplant, manche früher, einige auch gar nicht. Mal gibt es einen Sturm, später keinen Liegeplatz, dann einen Streik im Hafen. Doch wenn die Schiffe kommen, muss es schnell gehen. Die Liegezeiten sind kurz und teuer. Kaum haben sie angelegt, geht frischer Proviant an Bord. Handelsschiffe bekommen vom Hanseatic Marine Service allein in Hamburg 4500 Lieferungen pro Jahr.
Im Hamburger Zentrallager des Schiffsausrüsters stellen 200 Mitarbeitende auf 30.000 Quadratmetern Tag und Nacht Schiffslieferungen zusammen, insgesamt 20.000 Artikel: ein Supermarkt für Schiffe. Die Bestelllisten sind lang: mal wird auf einem Schiff grüne Seife gebraucht, dann Ersatzteile, immer Proviant für Passagiere und Mannschaft, Bier und Brause.
Läuft das Schiff in die Elbe ein, belädt Peter Wilkens seinen Lkw, schwingt sich hinters Lenkrad und fährt zum Liegeplatz. Die Schiffscrews kommen oft von den Philippinen, aus Indien oder Indonesien. Sie brauchen an Bord ein wenig Heimat und vertraute Gerichte. Auch diese liefert der Schiffsausrüster, aber auch Hummer und Garnelen für Kreuzfahrtgäste. Manchmal kommt der Chefkoch persönlich auf die Pier und prüft beim
Verladen, ob der Fisch wirklich frisch ist. Und wenn dann die Passagiere an Bord sind und der Kreuzfahrer ausläuft, hat es der Schiffsausrüster mal wieder geschafft. Im Notfall wird das Gewünschte per Boot nachgeliefert oder per Lkw in den nächsten Hafen geschickt, aber das kommt zum Glück selten vor. Trotzdem: Gute Nerven braucht man im Schiffsausrüstergeschäft

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 14.09.2022 um 18:15 Uhr auf Radio Bremen TV.