Stadtoasen (5/5)

Paris' Grüne Schulen

In der französischen Metropole Paris haben Gemeinschaftsgärten schon viele Jahre Hochkonjunktur. Seit 1998 sind die Jardins du Ruisseau der Stolz des 18. Arrondissements, das sonst abseits des Touristenhügels Montmartre nicht viele Attraktionen zu bieten hat.
Entlang einer alten Bahntrasse der verlassenen Pariser Ringbahn wird der Nachwuchs möglichst früh ans Graben, Jäten und Säen herangeführt. Diese ehrenamtliche Aufgabe übernimmt in den Ruisseau-Gärten die Pädagogin Ludivine.
Mit dem wöchentlichen Ansturm der Grundschüler verwandelt sich die verwunschene Oase in ein lebendiges Klassenzimmer, in dem mit viel Spaß und Freude an der Sache gebuddelt, gebastelt und bestaunt wird. An die 700 Schüler pro Schuljahr besuchen regelmäßig ihre reservierten Parzellen. Doch die Gärten sollen nicht nur der Natur- und Umwelterziehung von Kindern dienen.
Ursprünglich als Alternative mit preiswertem Wohnraum gedacht, verwandelten sich manche Vororte bald in Ghettos. Die Stadtverwaltung und private Initiativen wie die Ruisseau-Gärten versuchen, auch diese Parallelwelt zu integrieren.
Dem Schauspieler und Dramaturgen Denis liegen vor allem die Jugendlichen aus dem Viertel am Herzen, die meist aus Einwandererfamilien stammen, Schulabbrecher sind und nur wenige Berufsperspektiven haben. Denis hört sich ihre Ängste und Sorgen an und versucht, zu vermitteln und zu helfen, wo er kann. Dadurch erhofft er sich nicht nur einen Zugewinn für die Jugendlichen, sondern auch für die Gartengemeinschaft selbst.
Schließlich stehen die Jardins du Ruisseau im Norden von Paris für Toleranz, Offenheit und Multikulti. Ein Kräuter- und Gemüsegarten inmitten der Großstadt? Ein zunächst paradox wirkendes Vorhaben.
Städte wachsen dank ihres breiten Angebots an Arbeit und Kultur rasant – doch schwindet auf diesen begrenzten Flächen immer mehr die Natur. Deshalb braucht die urbane Gesellschaft Stadtoasen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 07.09.2022 um 10:35 Uhr auf HR.