Il posto

Italiens Pflegekräfte auf Jobsuche

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

In Italien gibt es trotz einer fragilen Arbeitsmarktsituation immer noch ein Traumbild, das einer anderen Epoche anzugehören scheint: den Traum von einem sicheren Arbeitsplatz. Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten, die durch unsichere Arbeitsverhältnisse verarmt sind, jagen diesem Wunsch hinterher. Das gilt vor allem für eine Berufsgruppe: Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen.
Mit Beginn der Corona-Pandemie, die landesweit zu einem Gesundheitsnotstand geführt hat, sind Italiens Krankenpflegekräfte und die prekären Bedingungen ihrer Arbeit schlagartig ins Rampenlicht gerückt. Auf der Suche nach stabilen Arbeitsplätzen sind viele von ihnen während und nach der Krise zwischen Süd- und Norditalien hin und her gewandert. Der Dokumentarfilm „Il Posto“ gibt ihnen und ihren Geschichten eine Stimme und Sichtbarkeit.
Vor dem Ausbruch des Covid-Sanitätsnotstands waren Italiens Krankenpflegekräfte unscheinbare Silhouetten, die unbemerkt durch Krankenhausflure schlichen. Kaum jemand interessierte sich für ihre Geschichten oder die Mühen, die sie auf sich genommen hatten, um einen Arbeitsvertrag zu erhalten. 
Die Jugendarbeitslosigkeit in Süditalien ist eine der höchsten in Europa: 53 Prozent der jungen Erwachsenen sind ohne Job. Mehr als zwei Millionen Menschen sind in den letzten Jahren auf der Suche nach Arbeit in den Norden gezogen. Das gilt auch für Italiens Krankenpflegekräfte. Wer eine Stelle als Krankenpfleger oder Krankenpflegerin im öffentlichen Dienst ergattern will, muss ein aufwendiges Auswahlverfahren durchlaufen, in dem Zehntausende auf eine Handvoll unbefristete Stellen hoffen - eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In der italienischen Presse wird das Verfahren daher „Odyssee” genannt.
Frauen und Männer aus Süditalien versuchen besonders hartnäckig, sich im nördlichen Teil des Landes zu bewerben. Neben unzähligen Reisen nach Norditalien, um überhaupt an den Auswahlverfahren teilnehmen zu können, bedeutet dies vor allem eines: Sie müssen bereit sein, in andere Städte zu ziehen und ihre Bindungen, Gewohnheiten und Wurzeln aufzugeben.
Als die Corona-Pandemie ausbrach, geriet das gesamte italienische Gesundheitssystem ins Wanken. Innerhalb kürzester Zeit mussten dringend neue Pflegekräfte eingestellt werden. Um den Personalmangel schnellstmöglich zu beheben, wurden auf hektische und unorganisierte Art und Weise Personen aus Wartelisten rekrutiert. Dies galt insbesondere für die Intensivpflege im Norden, den am stärksten betroffenen Teil des Landes. Die vergessene Berufsgruppe der Krankenpflegekräfte rückte damit schlagartig aus der Versenkung ins Rampenlicht.
Von der italienischen Presse wurden die Pflegekräfte als Heldinnen und Helden gefeiert. Für den Einsatz, den sie bei der Bewältigung des Notstands gezeigt haben, wurde ihnen unter Applaus gedankt. Doch die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger betonen immer wieder, dass sie sich selbst nicht als Heldinnen und Helden sehen. Der Dokumentarfilm „Il Posto“ gibt ihnen und ihren Geschichten eine Stimme und Sichtbarkeit.
ARTE zeigt diese Sendung innerhalb der Reihe "MenschenLeben - Der Dokumentarfilm-Sommer auf ARTE".

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 13.07.2022 um 22:50 Uhr auf arte.

13.07.2022
22:50
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
13.07.2022 22:50 Uhr arte