Reporter - Synchronschwimmen - Zwischen Eleganz und Erniedrigung

Synchronschwimmen verlangt von den Mädchen und jungen Frauen - und es sind auch heute noch fast ausschliesslich Frauen - extrem viel ab. Die Trainings und der Umgang im Hallenbad sind hart, nicht selten übers erträgliche Mass hinaus. Das wissen Anouk, Fabienne und Aline aus jahrelanger Erfahrung. Alle drei sind im Kanton Bern aufgewachsen, alle drei haben schon in jüngsten Jahren mit Synchronschwimmen begonnen. Bald kamen die ersten Wettkämpfe. Physische und psychische Übergriffe hätten zum Alltag gehört, erzählen sie, "so ist das Synchro-Leben". Es klingt nach Déjà-vu: Im Herbst 2020 gab es schon einmal einen riesigen Knall im Schweizer Sport. Im Kunstturnen und in der Rhythmischen Sportgymnastik wurden Missstände aufgedeckt; Athletinnen, die eingeschüchtert und erniedrigt worden waren. Die sogenannten Magglingen-Protokolle. Es gab einen Aufschrei, die Politik reagierte. Bundesrätin Viola Amherd zeigte sich persönlich betroffen. Bundesrätin Amherd rief eine neue Beschwerdestelle ins Leben. Und auch ein Gutachten gab sie in Auftrag. Dieses zeigte grobe Verstösse in mehreren Sportarten. Und wörtlich: Artistic Swimming - so wird Synchronschwimmen offiziell genannt - schnitt am schlechtesten ab. Im Gutachten ist die Rede von "signifikant höheren Werten psychischer Gewalt". Etwa Anschreien, Beschimpfen, Drohen. Auch physische Gewalt wird erwähnt, anzügliche Bemerkungen und Dauerbelastungen. Am Schluss heisst es: Im Artistic Swimming bestehe grundsätzlich Handlungsbedarf. Das war im letzten Herbst. Was ist seither passiert? Die Recherchen der "SRF Investigativ"-Reporterinnen Maj-Britt Horlacher und Nina Blaser zeigen: Synchronschwimmen hatte und hat grundsätzliche Probleme. Etwa: Was macht dieser Sport mit jungen Frauen und ihrer Beziehung zum eigenen Körper? Dieser Frage wollte Anouk genauer nachgehen und schrieb ihre Maturaarbeit über das Thema Essstörungen im Synchronschwimmen. Dafür verschickte sie Fragebögen an Schweizer Trainerinnen und Schwimmerinnen. Das Fazit ihrer Maturaarbeit: Essstörungen sind weit verbreitet. Und: Die Trainerinnen haben einen grossen Einfluss darauf, ob junge Athletinnen eine ungesunde Beziehung zum Essen entwickeln.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 02.07.2022 um 15:35 Uhr auf SRF 1.

02.07.2022
15:35
Alternative Ausstrahlungstermine:
02.07.2022 15:35 Uhr SRF 1
30.06.2022 01:45 Uhr SRF 1