Gernstl unterwegs

Kalifornien - San Francisco

Film von Franz Xaver Gernstl
45min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Die Stadt San Francisco ist seit jeher Sehnsuchtsziel für Auswanderer. Der Deutsche Levi Strauss erfand hier im 19. Jahrhundert die Jeans.

In den 1960er-Jahren pilgerten Hippies aus aller Welt zum "Summer of Love" in die Stadt. Heute wird von hier aus die ganze Welt verändert: Im Süden liegt das Silicon Valley. Esther Nio aus München eröffnete dort 2004 mit ihrem Mann Robert eine "German Bakery".

Es war eine spontane Entscheidung, der Laden war nur eine Woche lang zu haben. "Die ersten Jahre waren hart", erzählt Esther. "Wir sind keine gelernten Bäcker und haben vier Kinder. Aber mit der Zeit ging es immer besser." Bei Esther gibt es Brezn, anständiges Brot und bayerische Gerichte wie Rindsrouladen. Die ständig wechselnden Gesundheitstrends in Kalifornien machen sie aus Überzeugung nicht mit. "Bei uns gibt's deutsche Rezepte, fertig", sagt Esther. Ihr Konzept kommt an. Steve Jobs, der Gründer von Apple, kaufte hier sein Brot.

Und wer wissen will, wie im Valley Geschäfte eingefädelt werden: In Esthers kleinem Biergarten verhandelte Mark Zuckerberg, Chef von Facebook, mit den Gründern des Nachrichtendienstes WhatsApp. 19 Milliarden Dollar bezahlte Zuckerberg schließlich für die App. Die Bierbank, auf der sie saßen, steht heute noch da.

Südlich von San Francisco in Santa Maria lebt seit 15 Jahren Erich Groß. Erich ist 70 und sucht eine Partnerin. Um in Form zu bleiben, macht er Kopfstände und lässt Hula-Hoop-Reifen um seine Hüfte kreisen. Eine Amerikanerin möchte er nicht mehr als Partnerin. Die seien "hinterfotzig", sagt er in gekonntem Niederbayerisch - was daran liegen mag, dass seine amerikanische Ex-Frau bei der Scheidung einiges mitgenommen hat. Ob er sie hassen würde, will Franz X. Gernstl wissen. "Nein. Du musst vergeben, ein neues Leben beginnen - und darfst Dich nicht unterkriegen lassen", antwortet Erich und klingt sehr amerikanisch.

In der Ballettschule, die er für seine Ex-Freundin gebaut hat und die nie eingeweiht wurde, möbelt er heute alte VWs auf. Bei der Fahrt mit einem skurrilen Gefährt will Franz X. Gernstl wissen, ob Erich sein Deutschsein abgelegt habe. "Nein", antwortet Erich ohne nachzudenken: "Deine Nationalität kannst Du nicht ablegen. Ich bin kein Amerikaner. Ich bin Deutscher und Bayer."

Irgendwas scheint jeder aus Bayern mitzunehmen. Theresa Gunawan verkauft auf einem Bauernmarkt "Pot Pie". Vor 25 Jahren hat sie München verlassen, doch ihre Pasteten gibt es mit selbst gemachter Schweinebraten- und Leberkäsfüllung. Jana Green aus der Oberpfalz hat in ihrem Hinterhof einen privaten Biergarten eingerichtet und trägt Dirndl. Und Schreinerin Jenny Pfister liebt ihr Leben auf ihrem Hausboot im Hafen von Sausolito. Schweinfurt findet sie aber immer noch "Wahnsinn". Ein Tattoo am Handgelenk erinnert sie an ihre Heimatstadt. Vielleicht hat Erich Groß Recht, und man kann seine Nationalität nicht ablegen oder wechseln.

Mehr als 9000 Kilometer und ein Ozean liegen zwischen San Francisco und Bayern. Doch die Auswanderer, die von dieser glitzernden Metropole angezogen wurden, sind alle auf ihre Weise mit Bayern verbunden geblieben. Ganz gleich, wie lange sie schon hier leben.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 18.06.2022 um 13:17 Uhr auf 3sat.