Karl-Eduard von Schnitzler

Klassenkämpfer und Lebemann

Der preußische Adelsspross Karl-Eduard von Schnitzler war eine der umstrittensten Figuren des öffentlichen Lebens der DDR. Am Beginn seiner Karriere galt er als einer der talentiertesten Journalisten Deutschlands, an deren Ende als komplett gescheitert. Als Kopf und Gesicht des "Schwarzen Kanals" stand er an vorderster Front im Kampf der Systeme, und so ging folgerichtig mit der DDR auch Schnitzlers Laufbahn zu Ende: Seine eigenen Genossen holten den bestgehassten Mann der DDR am 30. Oktober 1989 vom Bildschirm und warfen ihn raus. Von der Partei verraten, vom Publikum geschmäht, blieb sich der einstige Chefkommentator des DDR-Fernsehens dennoch treu.
Bis zu seinem Tod im Jahr 2001 verteidigte Schnitzler den untergegangenen Staat ebenso verbissen wie die Mauer. Dabei bewegte er sich diesseits und jenseits dieser Mauer gleichermaßen selbstverständlich. Er nutzte errungene Privilegien gnadenlos aus, führte das ambivalente Leben eines politischen Agitators und zugleich Bohemiens mit Frauen, Bars und schnellen Autos. Schließlich machten ihn seine moralischen Verfehlungen sogar erpressbar.
Der Film zeichnet diesen widersprüchlichen Lebenslauf nach, beleuchtet dessen blinde Flecken, lässt Schnitzlers Tochter zu Wort kommen, die Schauspielerin Barbara Schnitzler, den Freund und Kollegen Heinz Grote und den Historiker Gunter Holzweißig, der sich seit über zwanzig Jahren mit dieser ambivalenten Persönlichkeit auseinandersetzt.
Film von André Meier

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 16.09.2021 um 23:10 Uhr auf MDR.