Mauerjahre - Leben im geteilten Berlin (6/10)

Die Jahre 1976, 1977, 1978

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

1976 feierte die DDR-Führung den 15. Jahrestag der "Sicherung der Staatsgrenze" und machte die Mauer an vielen Stellen noch undurchlässiger. Der Palast der Republik wurde in Ost-Berlin feierlich eingeweiht, der Liedermacher Wolf Biermann nach einem Auftritt in West-Deutschland von der DDR-Regierung ausgewiesen, das Überschallflugzeug Concorde landete in West-Berlin und der westdeutsche Fernseh-Korrespondent Lothar Loewe musste umgehend Ost-Berlin verlassen. Der Ostberliner Bernd Wolfgang, Hausmeister der ersten Stunde im Palast der Republik, erzählt vom Eröffnungstag des Palastes und dem Staunen der Besucher über "Erichs Lampenladen".
1977 war das Jahr des RAF-Terrors in der Bundesrepublik. Der Ost-Berliner Sänger und Schauspieler Manfred Krug verließ die DDR, David Bowie veröffentlichte sein Album mit dem legendären Titelsong "Heroes" und die DDR bekam nach gestiegenen Weltmarktpreisen ein Kaffeeversorgungsproblem. Die Ostberlinerin Helga Lindner erinnert sich an ihre Tätigkeit im damals neu eröffneten Metropol-Hotel. Zu den Mitarbeitern der ersten Drogenberatungsstelle gehört der Westberliner Student Horst Bröhmer. Er erzählt von seinem Optimismus, Drogenabhängige von der Straße zu holen und seiner Betroffenheit über den Tod eines Schützlings.
1978 besuchte die britische Königin Elisabeth II. West-Berlin zum zweiten Mal, Freddy Mercury rockte mit seiner Band Queen die Deutschlandhalle und die Gebrüder Blattschuss besangen die "Kreuzberger Nächte". In Ost-Berlin entstand die Satellitenstadt Marzahn und im Westberliner Tempelhof endete eine Flugzeugentführung glimpflich. Der Westberliner Manfred Sangel, Hertha BSC Fußball-Fan, erzählt von seiner Verbundenheit mit dem Ostberliner Fußballclub 1. FC Union, seinen Fahrten zu Spielen in der DDR und Fanfreundschaften über die Mauer hinweg. Der 13. August 1961 ist ein Tag, der das Leben der Berliner veränderte und der nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern auch im Gedächtnis vieler Menschen ein Einschnitt geblieben ist. An diesem Tag wurde die Stadt geteilt: Westberlin wurde abgeriegelt und eingemauert, die Menschen im Osten der Stadt konnten nicht mehr in den Westen. Die Mauer steht für eine Teilung im doppelten Sinne: die der Stadt Berlin und die Deutschlands in zwei Staaten. Das Leben in Berlin wird 28 Jahre lang geprägt durch die Mauer.
Die Lage in Berlin ist über Jahrzehnte nicht nur von nationalem, sondern von internationalem Interesse. Doch das Leben geht weiter in der geteilten Stadt - trotz Trennung, Kaltem Krieg und Konfrontation. Turbulent. Politisch. Bunt. Einfallsreich. Improvisiert. Mal Schauplatz der Weltpolitik und heftiger Auseinandersetzungen. Mal Biotop der Aussteiger und Andersdenkenden. Leben in Nischen voller Erfindungsreichtum. Keines der "Mauerjahre" in Berlin gleicht dem anderen. 1961 der Schock der Teilung, 1968 die Revolte der Studenten, 1973 die Weltfestspiele und viele andere Ereignisse prägen das Leben in Berlin. Mauertote und Militäraufmärsche, Kennedy und Chruschtschow, David Bowie und Wolf Biermann - zahllose Ereignisse und Namen sind untrennbar mit dem geteilten Berlin verbunden.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 31.07.2021 um 21:00 Uhr auf ARD-alpha.