Kanadas deutsche Küste

An der Ostküste Kanadas liegt ein Ort, dessen Name seltsam vertraut klingt. Die kleine Stadt Lunenburg, westlich von Halifax, wurde 1753 von norddeutschen Einwanderern gegründet. Der idyllische Ort mit vielen Holzhäusern zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im 19. Jahrhundert war Lunenburg an der Ostküste Kanadas eine der reichsten Städte des Britischen Königreichs, durch Fischerei und Schiffsbau zu Wohlstand gekommen. Glenn Rhodenizers Familie geht über zehn Generationen direkt auf die deutschen Einwanderer zurück, die den Ort gegründet hatten. Und was die Rhodenizers auf ihren Feldern direkt am Meer vor allem anbauen, könnte kaum typischer sein: Es ist Weißkohl, den die Bauernfamilie zu Sauerkraut verarbeitet. Sauerkraut ist die Spezialität der Region. Das Erbe des Holzbootbaus wird von David Westergard erfolgreich gepflegt. In seinem uralten Schuppen setzt er gerade einen 20 Meter langen Schoner aus vier verschiedenen heimischen Holzarten zusammen. Auch die traditionellen Dorys, die Ruderboote dieser Gegend, sind aus Holz. Einmal im Jahr treten Teams aus Kanada und den benachbarten USA gegeneinander zum großen Dory-Rennen direkt vor der idyllischen Wasserfront der Stadt an. Auch Ollie Cote ist im Dory unterwegs: Er sammelt Irish Moss, Seegras, das ein sehr wertvoller Grundstoff für Lebensmittel und Kosmetik und hier in Nova Scotia von besonders guter Qualität ist. Lunenburg konnte sich in seinen Glanzzeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar ein Opernhaus leisten, gestiftet von den reichen Schiffsbauern, obwohl hier nur knapp 3.000 Menschen leben. Den Niedergang des Schiffbaus überlebte die Oper zunächst als Kino, doch seit den 1970er-Jahren war sie dem Verfall preisgegeben. Farley Blackman hat sich die Rettung des Opernhauses zur Lebensaufgabe gemacht und kann jetzt, nach einem Jahrzehnt Arbeit, die Wiedereröffnung feierlich begehen. Holz wird in Nova Scotia bis heute auf traditionelle Art gewonnen: Mit Pferden ziehen Horse Logger die gefällten Stämme aus den hügeligen und felsigen Wäldern, die unpassierbar für Motorfahrzeuge sind. Kristan Kelley bildet mit seinem Lieblingspferd Belle ein eingespieltes Team. Ein kanadisches Team aus Halifax hat die Bewohner Lunenburgs ein ganzes Jahr lang begleitet. So entstand das berührende Porträt einer Stadt und Region, die von einem wohlhabenden Zentrum der Fischerei und des Holzschiffbaus nach langen Jahren des Niedergangs wieder zu einem betriebsamen Juwel an der kanadischen Küste wurde, UNESCO-Weltkulturerbe mit reicher Tradition und hoher Lebensqualität.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 24.05.2021 um 13:45 Uhr auf Phoenix.