Hexenjagd - die Geschichte der Hexenverfolgung im Südwesten

In Ravensburg werden am Abend des 3. Oktober 1484 zwei junge Frauen zum Scheiterhaufen gebracht. Sie sollen Hexen sein. Die beiden sind rechtskräftig verurteilt - wegen gefährlicher Hexerei und Buhlschaft mit dem Teufel - "zu brennen bis ihre Seele frei ist". Unter der Folter haben die Frauen gestanden. Nun erwartet sie ein grauenvoller Tod. Beide Frauen gehören zu den frühen Opfern einer unheilvollen Entwicklung, die bald ganze Landstriche erfasst - der Hexenverfolgung. In den folgenden 200 Jahren werden mehr als 50.000 Menschen in Europa verfolgt, gefoltert und hingerichtet, weil sie angeblich Hexen sind. Auch der Südwesten Deutschlands wird zu einem Zentrum der Hexenverfolgung. Wie konnte es dazu kommen?
Dominikanermönch Heinrich Kramer aus dem Städtchen Sélestat im Elsass verstärkt die Hexenverfolgung. Er ist besessen von der Idee, dass die Hexen Teil einer satanischen Verschwörung sind und macht es sich zur Lebensaufgabe, sie zu vernichten. Er glaubt, die Hexen hätten sich zusammengeschlossen, um die Welt zu zerstören. Um die drohende Apokalypse zu verhindern, verfasst Kramer ein Buch, das Anleitung und Gesetzbuch für die Hexenverfolgung in der christlichen Welt werden wird: Malleus Maleficarum - Der Hexenhammer. Es schildert detailliert, was Hexen tun, wie man Hexen erkennt und wie man ihnen den Prozess macht. Die Erstauflage erscheint 1486, danach verbreitet sich das Werk in rasender Geschwindigkeit über ganz Europa. Trotz öffentlich vorgetragener Kritik an Kramers Werk breitet sich in der Bevölkerung überall die Angst vor den Hexen aus, gefolgt von einer Hysterie, die zehntausende Opfer das Leben kostet. Hexen werden zu Sündenböcken gemacht für Hungersnöte, Naturkatastrophen, Krankheiten, Seuchen oder andere Unglücke und deshalb zu Tausenden verfolgt. Unter Folter gestehen fast alle, die angezeigt werden, dass sie Hexen sind und sie sind auch bereit, andere als Hexen zu denunzieren. Das führt dazu, dass sich die Hexenverfolgung unaufhaltsam ausbreitet und ganze Familien auf dem Scheiterhaufen sterben wie beispielsweise im Trierer Raum.
Die SWR Doku begibt sich auf die Spuren von Tätern und Opfern und zeigt mit Spielszenen aus dem Wirken und Schicksal der Protagonistinnen und Protagonisten, wie Bürger*innen zu Folterern und Mördern wurden. Dazu wurden die Archive geöffnet und der Lebensweg der vermeintlichen Hexen aus den heute noch verfügbaren Quellen nachgezeichnet. Die Doku zitiert aus den Urteilen und Protokollen von Hexenprozessen und macht nachvollziehbar, wie es zu dieser Hexenhysterie kommen konnte.
Gedreht wurde u. a. in Alpirsbach im Schwarzwald und auf der Burg Lichtenberg bei Stuttgart.
02.09.2018 SWR/SR

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 27.04.2021 um 23:30 Uhr auf SR.

27.04.2021
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27.04.2021 23:30 Uhr SWR
27.04.2021 23:30 Uhr SR