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Der neue Fahrradboom - Lust und Frust im Großstadtdschungel

45min, Deutschland 2021
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Im Frühjahr steigen die Deutschen in Scharen aufs Rad. Die Corona-Pandemie verstärkt den Trend. 2020 verzeichnete die Fahrrad-Industrie Rekordumsätze, Tendenz weiterhin steigend.

In den Innenstädten bedeutet das vor allem eins: Stress. Deutschland hat zu wenige und zu schmale Radwege. Kollisionen zwischen Auto- und Radfahrern sind deshalb programmiert. Jeder siebte Verkehrstote 2019 war mit dem Fahrrad unterwegs.

Daniel Pieper lebt und arbeitet in Hamburg und fährt täglich 35 Kilometer durch den Großstadtdschungel. In der Hansestadt hat die Zahl der Radler seit der Corona-Pandemie enorm zugelegt: 2020 wurde ein Drittel mehr Radfahrer gezählt als im Vorjahr. Das Problem: Wie vielerorts gibt es in Hamburg zu wenige und zu schmale Radwege, und das führt immer wieder zu Unfällen. Rund 2700 Fahrradunfälle mit Verletzten gab es 2020 in Hamburg. Auch Daniel Pieper wurde beim Rechtsabbiegen von einem Auto erfasst und verletzt. Seitdem filmt er jede Radfahrt mit einer Kamera, um die Gefahren auf Hamburgs Straßen auf seinem YouTube-Kanal zu dokumentieren.

Zahlreiche deutsche Städte haben während der Corona-Pandemie sogenannte Pop-up-Radwege eingerichtet. Sie sollen angesichts steigender Radfahrer-Zahlen temporär für mehr Platz und Sicherheit sorgen. Doch es gibt Widerstand von Autofahrern. Viele fühlen sich durch den Radverkehr ins Abseits gedrängt, schließlich werden für die Pop-up-Radwege meist Autofahrspuren umgewandelt. Die Diskussion um die temporären Radstreifen heizt den Konflikt zwischen Auto- und Radfahrern weiter an.

Nicht immer gehen Unfälle für Radfahrer tödlich aus, aber schwerwiegende Verletzungen sind bei ihnen überproportional hoch. Für Unfallforscher Siegfried Brockmann liegen die Gründe auf der Hand: "Mit dem Rad ist man schneller unterwegs als zu Fuß, eine schützende Blechhülle hat man aber nicht um sich. Ein Sturz hat da schnell schwere Folgen. Der Klassiker ist die plötzlich aufschwingende Tür eines parkenden Autos."

Neben mehr Rücksichtnahme helfen neue Schutzsysteme wie Fahrrad-Airbags oder smarte Helme, die bei einem Sturz eine SMS an die Familie senden. Solche Hightech-Gadgets können das Leben von Radfahrern retten und vorbeugend Unfälle vermeiden.

Auch die Polizei in Deutschland hat das Rad als flexibles Verkehrsmittel entdeckt. Jessica Hallfell und Lukas Reuscher gehören zu den zehn Beamten der Mainzer Polizei, die für das Pilotprojekt Pedelec-Streife im Sattel sitzen. Jessica Hallfell sieht in den Pedelecs viele Vorteile: "Wir begegnen den Bürgern ganz anders, als wenn wir im Streifenwagen unterwegs sind. Wir sind präsent und ansprechbar, und das wirkt sich positiv auf das Sicherheitsgefühl aus." Die beiden Kommissare übernehmen alle Einsätze, zu denen auch Kollegen mit Blaulicht fahren würden: Einbrüche, Schlägereien und insbesondere Verkehrsunfälle. Die Fahrradcops sind vor allem dort gefragt, wo Streifenwagen schlecht hinkommen: Radwege, Parks und enge Gassen. Sie sind deutlich beweglicher und dank Pedelecs im Stadtgebiet oft genauso schnell.

Passionierte Radfahrer gieren keineswegs immer nach dem neuesten Hightech-Modell – im Gegenteil. Upcycling ist angesagt, nach dem Motto "Aus Alt mach Geil". Stefan Helms hat dafür sein Hobby zum Beruf gemacht und hübscht alte Drahtesel nach Kundenwünschen auf. Manchmal sind es nur ein paar bunte Felgen und eine Klingel mit besonderem Ton. Aber immer häufiger kommen Menschen mit ausgefallenen Wünschen auf ihn und sein Team zu. Dann sind Handwerk und Kreativität gefragt.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 13.05.2021 um 17:30 Uhr auf ZDF.