Annekathrin Bürger - Ich wollte nie ein Star sein

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Was haben Annekathrin Bürger und Brigitte Bardot gemeinsam? Sie waren Traumfrauen der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre. Stars, die keiner vergisst: schön, charismatisch, stark und unabhängig. Und wo liegen die größten Unterschiede? Die Karriere der Annekathrin Bürger hält seit über 50 Jahren an, sie würde sich politisch links einordnen und das Wort "Star" käme ihr nie über die Lippen.
Zu ihrem 75. Geburtstag erfüllte sie sich einen Wunsch: Sie brachte ihre erste eigene CD mit Liedern und Gedichten über die Liebe heraus. Mit ihren Musikern tourt sie durchs Land, füllt kleine und große Säle und betört noch immer mit ihrem Charme und ihrer Kraft. Im "Lebensläufe"-Porträt erzählt sie, woher sie diese Kraft nimmt für ein Leben mit vielen Brüchen: Sie wird in Berlin geboren und wächst in einem Künstlerhaushalt auf. Die Mutter ist Tänzerin, der Vater Tier- und Trickfilmzeichner, die Großmutter Landschaftsmalerin in Leipzig. Nach der Scheidung der Eltern steckt die Mutter sie in ein NS-Kinderheim, gegen den Willen des Vaters. Da ist sie sechs.
Sie wird nach dem Krieg Gebrauchswerberin und Requisiteurin am Stadttheater Bernburg bei Oberspielleiter Hans-Joachim Preil. Sie übt heimlich Fausts Gretchen und wird an der Schauspielschule in Berlin abgelehnt, dann aber unter 14.000 Mädchen für den Film "Berliner Romanze" ausgewählt, obwohl sie, wie Regisseur Gerhard Klein mäkelt, "zu dick ist und sächselt". An der Seite von Ulrich Thein wird sie bekannt und studiert an der Filmhochschule in Babelsberg. Sie wird ein Filmstar, der bei Fellini auf der Couch sitzt und das Deutsche Theater nach einem Jahr verlässt. In Senftenberg spielt sie alle großen Rollen und an der Berliner Volksbühne unter allen großen Regisseuren.
Einer ihrer wichtigsten Regisseure, im Film wie im Leben, ist seit 1966 ihr Ehemann, Rolf Römer. In seinen Komödien wie "Mit mir nicht, Madame!" und kritischen Gegenwartsfilmen wie "Hostess" wird sie zur Stilikone der modernen, selbstbewussten DDR-Frau. Als Wolf Biermann 1976 ausgebürgert wird, protestiert sie mit Rolf Römer persönlich bei Honecker. Sie hält auch danach nicht still, egal, ob sie sich für Kollegen einsetzt oder die Sprengung eines Barockpalais in Dresden verhindert. Als am 13. März 2000 ihr Ehemann Rolf Römer nach einem Brandunfall stirbt, ist sie zwei Tage wie gelähmt. Am dritten Tag steht sie wieder vor der Kamera. Sie sagt niemandem ein Wort und spürt: Es ist jetzt gut, jemand anders zu sein.
Annekathrin Bürger ist noch immer eine Powerfrau. Sie fährt auch mit 75 mit eigenem Auto in die tiefste Provinz, zu Konzerten, Lesungen, Drehterminen, organisiert Hilfsaktionen wie für die "Kinder am Don". Das Porträt beobachtet Annekathrin Bürger bei Proben mit ihren Musikern, begleitet sie zu verschiedenen Konzerten, auf eine Familienfeier mit ihrem Bruder, der Maler ist, an die geliebte Ostsee. Armin Mueller-Stahl und andere Weggefährten erinnern sich an gemeinsame Film- und Bühnenjahre mit Annekathrin Bürger.
Aus der Reihe "Lebensläufe"
Film von Marina Farschid

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 08.04.2021 um 23:10 Uhr auf MDR.