corona nachgehakt

Ansteckungen an Schulen und Kitas? Kann uns der Impfstoff früher helfen als geplant?

Euphorie oder Vorsicht. Zwischen diesen Reaktionen schwanken die Urteile über die ersten Impfstoffe und ihre Zulassung gegen Covid 19. Wie zuversichtlich können wir wirklich sein und wie seriös sind die Nachrichten? Fragen stellen sich auch bei der Logistik der Verteilung und der zeitlichen Perspektive für die Rückkehr zu unserem früheren Leben, das wir alle so vermissen.
Im Gespräch mit Michael Krons informiert Professor Achim Hörauf über die Impfstoffe, ihre Wirkung und die wissenschaftliche Arbeit an weiteren Vakzinen. Doch viele Fragen bleiben weiter offen.


Euphorie oder Vorsicht. Zwischen diesen Reaktionen schwanken die Urteile über die ersten Impfstoffe und ihre Zulassung gegen Covid 19. Wie zuversichtlich können wir wirklich sein und wie seriös sind die Nachrichten? Fragen stellen sich auch bei der Logistik der Verteilung und der zeitlichen Perspektive für die Rückkehr zu unserem früheren Leben, das wir alle so vermissen.
Im Gespräch mit Michael Krons informiert Professor Achim Hörauf über die Impfstoffe, ihre Wirkung und die wissenschaftliche Arbeit an weiteren Vakzinen. Doch viele Fragen bleiben weiter offen. Etwa, warum Afrika doch nicht so stark betroffen ist, wie zunächst befürchtet. Professor Hörauf ist als Tropenmediziner an einer Studie dazu beteiligt. Zudem hat er eine klare Meinung zu den Konsequenzen für Schulen und Kitas und die Gefahr von Infektionen.

Seit dem 02. November befindet sich Deutschland im Teil-Lockdown: Restaurants, Kinos, Museen und Theater sowie andere Freizeiteinrichtungen sind weitestgehend geschlossen. Auch für persönliche Treffen gelten strengere Regeln. Anders als während des Frühjahr-Lockdowns blieben die Schulen und Kitas geöffnet - in der Regel findet der Unterricht weiter in Präsenzform statt. Angesichts steigender Infektionszahlen rückt nun allerdings zunehmend auch die Debatte über den Umgang mit den Schulen in den Fokus der Pandemie-Bekämpfung. So nahm die Inzidenz bei Schülerinnen und Schülern in den vergangenen Wochen in allen Altersgruppen deutlich zu, der Schwellenwert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen wurde besonders deutlich bei den 10- bis 14-Jährigen (181,8) und den 15- bis 19-Jährigen (211,6) überschritten.

Die Kultusminister haben immer wieder betont, Infektionen würden in die Schulen zwar hineingetragen, fänden aber im Wesentlichen nicht dort statt. Die Schulen seien sicher. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hingegen bezweifelte jüngst, dass Schulen keine Pandemietreiber seien und Schüler kaum zum Infektionsgeschehen beitragen. "Das Problem an den Schulen wird unterschätzt", so der SPD-Politiker. Die Infiziertenzahl bei den Zehn- bis 19-Jährigen sei derzeit ungefähr zehnmal so hoch wie während der ersten Corona-Welle im Shutdown. Er plädierte zwar dafür, die Schulen weiterhin offen zu halten, mahnte aber gleichzeitig, den bisherigen Schulbetrieb fortzusetzen. "Wir kommen in eine Situation hinein, wo der Schulbetrieb für Kinder, Lehrer, Eltern und Großeltern zu einem hohen Risiko wird", erklärte er gegenüber der Funke Mediengruppe und sprach sich dafür aus, die Schulklassen aufzuteilen und "im Winter durchgehend mit Maske" zu unterrichten.

Welche Rolle spielen Schulen im Infektionsgeschehen? Zu dieser Frage gibt es sehr viele unterschiedliche Studien, eine wurde zuletzt vom Helmholtz-Zentrum München veröffentlicht. Demzufolge waren sechsmal mehr Kinder in Bayern mit dem Sars-CoV-2 infiziert als von der entsprechenden Behörde gemeldet. Festgestellt wurde dies über Antikörpertests an rund 12.000 Kindern. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Kinder mit Antikörpern waren asymptomatisch, zeigten also keinerlei Krankheitssymptome. Für die Wissenschaftler deutet das auf eine höhere Übertragungsrate und größere Dunkelziffer bei Kindern hin als bisher angenommen. Allerdings macht die Studie keine Aussage darüber, wo sich die Kinder infiziert haben, deshalb ist ein Rückschluss auf Schulen problematisch.

Einer Auswertung der Hamburger Schulbehörde kommt allerdings zu dem Schluss, dass die Gefahr, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, in Schulen geringer sei als außerhalb. Demnach hätten sich rund 78 Prozent der mit Corona infizierten Kinder und Jugendlichen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in der Schule, sondern woanders infiziert, erklärte Schulsenator Ties Rabe auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, den 19.11.20, in Hamburg. Gleichzeitig betonte er, dass es im Grunde eine viel zu große Unklarheit gebe. So sei es möglich, dass nicht alle schulinternen Infektionen erkannt worden seien, "weil einzelne Schüler keinerlei Symptome zeigten und gar nicht entdeckt wurden."

Das Robert Koch-Institut rät trotz der anhaltend hohen Zahl an Ansteckungen davon ab, die Maßnahmen durch die Schließung von Schulen und Kitas auszuweiten. Das Infektionsgeschehen an den Schulen lasse sich kontrollieren, erklärte der Chef des Institutes, Lothar Wieler, am Donnerstag, den 19.11.20, bei einer Pressekonferenz. Die Inzidenzen bei Kindern unter zwölf Jahren seien niedriger als in anderen Altersgruppen. Kinder liefen dem Infektionsgeschehen eher hinterher. Allerdings sollten die "schlauen Konzepte", die Schulen und Kitas zum Schutz entwickelt hätten, auch umgesetzt werden.

Die größte Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie stellt aber ein baldiger Impfstoff dar. Dabei handle es sich Wieler zufolge um "eine ganz hervorragende Waffe". So könne man in dem Moment, in dem ein Impfstoff zugelassen werde, die Pandemie entschieden besser kontrollieren. Große Fortschritte bei der Suche nach einem Wirkstoff hatten zuletzt die beiden kooperierenden Konzerne BioNTech und Pfizer sowie das Unternehmen Moderna gemeldet.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 24.11.2020 um 13:30 Uhr auf phoenix.