zeit.geschichte

Eine ORF-III-Neuproduktion. Der Kärntner Ortstafelstreit soll sein politisches Ende bedeuten. Der Kärntner Landeshauptmann Hans Sima wirkte in einer der hitzigsten Zeiten des Bundeslandes. Dabei begann alles mit dem Staatsvertrag und seiner feierlichen Unterzeichnung. Als am 27.07.1955, vor 60 Jahren, der Staatsvertrag in Kraft tritt, erlangt damit auch der darin enthaltene Artikel 7, der die Rechten und Pflichten der slowenischen und kroatischen Minderheiten in Österreich regelt, rechtliche Gültigkeit. Die Regierung Kreisky beschließt im Juli 1972 ein Gesetz um die im Vertrag verankerten Rechte auch umzusetzen. Ende September desselben Jahres veranlasst der Kärntner Landeshauptmann Hans Sima die Aufstellung der ersten doppelsprachigen Ortstafeln und Wegweiser. Hans Sima wird kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs im damalig österreichischen Saifnitz im Kanaltal in eine gemischtsprachige Familie hineingeboren. Hans Sima wird durch seine Zugehörigkeit zu sozialdemokratischen Jugendorganisationen sehr früh politisch geprägt. Im Jahr 1935 wird er für sein (illegales) politisches Engagement auch für ein halbes Jahr inhaftiert. Das Kriegsende 1945 erlebt er in der Wehrmacht und engagiert sich danach beim Wiederaufbau der SPÖ Kärnten, lange Zeit davon als Landesparteisekretär. Sima wird Landtagsabgeordneter, Bundesrat, Finanzlandesrat in Kärnten und schließlich auch Landeshauptmann-Stellvertreter. Von den Medien als "Stern des Südens" bezeichnet, gewinnt der SPÖ-Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen 1965 und wird Kärntner Landeshauptmann. In seiner neunjährigen Amtsperiode als Landeshauptmann treibt er die Modernisierung des südlichen Bundeslandes - Autobahnbau, die Gründung der Universität in Klagenfurt, Ansiedlung von Firmen, Neustrukturierung der Kärntner Gemeindeordnung etc. - voran. Ende September 1972 lässt Sima die ersten doppelsprachigen Ortstafeln und Wegweiser in Kärnten aufstellen. Was folgt, ist als "Ortstafelsturm" in die Geschichtsbücher eingegangen. Deutschstämmige Kärntnerinnen und Kärntner demontieren und demolieren über Monate die zweisprachigen Schilder. Die Bundespolitik reagiert Ende des Jahres 1972 mit der Bildung einer Studienkommission und der de facto Aussetzung des Gesetzes. Landeshauptmann Hans Sima, ein wesentlicher Befürworter der zweisprachigen Ortstafeln hat noch 1970 die absolute Mehrheit an Wählerstimmen bei den Kärntner Landtagswahlen erhalten. Seine unnachgiebige Haltung, die Umsetzung des Gesetzes immer weiter durchzuführen, kosten ihm zwei Jahre später jedoch massiv das Vertrauen der Bevölkerung und auch das seiner eigenen Partei. 1973 wird Sima als Chef der Kärntner SPÖ abgewählt und tritt äußerst widerwillig im April 1974 auch als Landeshauptmann von Kärnten zurück. Es kommt zu einem totalen Bruch mit seiner Partei. Die effektive Umsetzung der zweisprachigen Ortstafeln gelingt erst 2011. Eine Dokumentation von Wolfgang Winkler vom Aufstieg und Fall eines Landeshauptmanns im Kontext des Zeitenwandels. Moderiert von Cornelius Obonya.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 03.10.2020 um 21:05 Uhr auf ORF 3.