Die Brücke der Einheit in Vacha

Ein Film von Stephan Heise

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Wenn Frank und Kerstin Langer aus Vacha gemeinsam über die Werrabrücke gehen, werden sie nachdenklich. 40 Jahre lang war diese mittelalterliche Steinbogenbrücke gesperrt. Bis 1989 weiß keiner der Beiden vom Anderen. Dabei wohnen sie nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Und das liegt an diesem schicksalhaften Ort. Dort, wo von 1949 bis 1990 die Grenze verläuft, die Deutschland teilt. Niemand darf die 225 Meter überqueren. Doch weder Minenfelder noch Selbstschussanlagen können die mehr als 40.000 Menschen aufhalten, die einen Fluchtversuch wagen. Mehr als 1.000 Menschen sterben dabei an der innerdeutschen Grenze.


Wenn Frank und Kerstin Langer aus Vacha gemeinsam über die Werrabrücke gehen, werden sie nachdenklich. 40 Jahre lang war diese mittelalterliche Steinbogenbrücke gesperrt. Bis 1989 weiß keiner der Beiden vom Anderen. Dabei wohnen sie nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Und das liegt an diesem schicksalhaften Ort. Dort, wo von 1949 bis 1990 die Grenze verläuft, die Deutschland teilt. Niemand darf die 225 Meter überqueren. Doch weder Minenfelder noch Selbstschussanlagen können die mehr als 40.000 Menschen aufhalten, die einen Fluchtversuch wagen. Mehr als 1.000 Menschen sterben dabei an der innerdeutschen Grenze.

Für Lars Schneider und Jörg Pabst nimmt ihre Flucht unweit der Werrabrücke einen unerwarteten Verlauf. Am 19. Juni 1988 setzen sie alles auf eine Karte und durchbrechen mit einem Lkw den Grenzzaun. Ein waghalsiges Manöver, dass sie das überleben, ist großes Glück. Nach Aussagen eines ehemaligen Grenzoffiziers ist ihr Lkw im Dunkeln mit einem NVA Fahrzeug verwechselt worden. Im Westen findet Jörg Pabst eine Zukunft und arbeitet sich zum Bahnmanager hoch. Lars hingegen beschleicht ein unerwartetes Gefühl. Er bekommt Heimweh. Nach zwei Monaten kehrt der 19-Jährige an genau der Stelle in die DDR zurück, an der er zuvor geflüchtet war. Damit ist seine Odyssee aber noch lange nicht beendet. Erst nach wochenlangen Verhören bei der Stasi und einer Einweisung in ein Erziehungsheim darf er zurück in sein Heimatdorf.

Zwischen Kerstin und Frank hätte es wahrscheinlich wesentlich eher gefunkt, hätte die Werrabrücke damals Ihren eigentlichen Zweck erfüllt. Zwei Jahre nach ihrer ersten Begegnung läuten die Hochzeitsglocken. Heute leben sie einen Steinwurf von der Werrabrücke entfernt.

Im 14. Jahrhundert wird mit dem Bau begonnen, um Philipsthal in Hessen und Vacha im heutigen Thüringen miteinander zu verbinden. Glaubt man mysteriösen Sagen, wurde hier als Opfergabe ein Baby eingemauert. Ein Philipsthaler Heimatforscher hat bei Bauarbeiten selbst nach ihm gegraben. Fündig geworden ist er allerdings nicht.

Wahr hingegen ist, dass mitten durch das Hoßfeldsche Haus direkt neben der Brücke, bis 1990 die Staatsgrenze verläuft. Hinter einer dünnen Ziegelwand beginnt plötzlich eine andere Welt. So nah wie hier, ist der DDR damals kein anderer Westdeutscher. Bis am 11. November 1989 plötzlich Planierraupen anrücken. Auf hessischer Seite läuft eine Video-Kamera. Es entsteht ein einzigartiges Zeitdokument, das weltweit für Furore sorgt: Wenn Grenzsoldaten die Mauer auf der Werratalbrücke einreißen, ist das 30 Jahre später noch immer ein Gänsehautmoment. Die Aufnahmen zeigen auch den stimmungsvollen Marsch des Vachaer Karnevalsvereins über die Brücke der Einheit. Kerstin Langer mittendrin. Ein Film von Stephan Heise

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 29.09.2020 um 21:00 Uhr auf MDR.

29.09.2020
21:00
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: ja
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1601406000
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, 30 Jahre Deutsche Einheit, Architektur, Geschichte, DDR
Alternative Ausstrahlungstermine:
01.10.2023 20:15 Uhr ARD alpha
03.10.2021 17:00 Uhr MDR
03.10.2020 13:00 Uhr MDR
29.09.2020 21:00 Uhr MDR