Hannah Arendt

Spielfilm, Deutschland/Frankreich/Israel/Luxemburg 2012
105min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Die jüdische Philosophin Hannah Arendt verfolgt 1961 den Eichmann-Prozess in Jerusalem. Ihr "Bericht über die Banalität des Bösen" erregt die Gemüter. - Biopic von Margarethe von Trotta.

Hannah Arendt ist aus Nazideutschland geflohen und lebt schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Die Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin. Für den "New Yorker" reist sie nach Jerusalem.

Sie soll als Reporterin über den Prozess berichten. Im Gerichtssaal erwartet sie, ein Monster anzutreffen, und ist zunächst irritiert. Die Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte.

Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie, deren provozierende These von der "Banalität des Bösen" für weltweite Empörung sorgt. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig seien. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas und Kurt Blumenfeld.

Mit dieser Filmbiografie setzt Margarethe von Trotta ihre Reihe großer Frauenporträts fort. Nach "Rosa Luxemburg" und "Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" widmet die Autorenfilmerin sich der provokanten Denkerin Hannah Arendt, die eine der heftigsten Kontroversen über den Holocaust ausgelöst hat. Durch die Integration originaler Filmmitschnitte vom Eichmann-Prozess in Jerusalem kann der Zuschauer die Grundthese der streitbaren Philosophin unmittelbar überprüfen.

Der Film überzeugt durch die stimmungsvolle Darstellung des New Yorker Exils und spart auch das ambivalente Verhältnis zwischen Hannah Arendt (Barbara Sukowa) und dem mit den Nazis sympathisierenden Philosophen Martin Heidegger (Klaus Pohl) nicht aus. Barbara Sukowas kongeniale Annäherung an die Denkerin macht eine abstrakte intellektuelle Debatte sinnlich nachvollziehbar. Mit Axel Milberg als Ehemann, Ulrich Noethen als Hans Jonas, Julia Jentsch als Sekretärin Lotte und Michael Degen als Kurt Blumenfeld sind Freunde und Weggefährten Arendts bestens besetzt.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 16.10.2020 um 20:15 Uhr auf 3sat.