Hauptstadt im Krisenmodus - Leben in Zeiten von Corona

Das Leben in Deutschland hat sich verändert. Die rasante Ausbreitung des Corona-Virus veranlasst die Politik zu drastischen und ungewohnten Maßnahmen. Seit Mitte März ist für viele Menschen nichts mehr so, wie es vorher war. Auch in der Hauptstadt, wo die politischen Entscheidungen fallen, spüren das die Bewohner deutlich. Reporter des rbb haben einige durch die vergangenen Wochen begleitet.


Seit Mitte März ist für viele Menschen nichts mehr so wie es vorher war. Das Corona-Virus breitet sich aus. Schritt für Schritt ergreift die Politik Maßnahmen, die einschneidende Auswirkungen auf unser aller Leben haben. Das bekommen auch die Bewohner der Hauptstadt zu spüren. Berlin ist eine der am dichtesten besiedelten deutschen Metropolen und der Ort, an dem die Entscheidungen über immer weitere Restriktionen gefällt werden. Wie überall sind auch hier einige Bürger mehr betroffen als andere, viele sind in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht, auf manche kommt es jetzt besonders an.
Auf die junge Ärztin Anna zum Beispiel. Die Teilzeit-Arbeit in einer Hausarztpraxis bringt sie an ihre Belastungsgrenze. Verarbeiten kann sie nur bedingt, denn zu Hause fordert sie der familiäre Ausnahmezustand. Ihr Mann arbeitet im Homeoffice, er ist der Hauptverdiener. Als Kreditexperte einer Bank ist er nicht systemrelevant, aber mindestens so relevant wie seine Frau, wenn es darum geht, das System Familie am Laufen zu halten: Die beiden Kinder müssen zu Hause beschäftigt werden.
Supermarktbetreiber Michael Lind dagegen hat jetzt einen systemrelevanten Beruf. Er ist ein Mann mit einer klaren Mission: die Kunden beruhigen. Und klarmachen: Es gibt keinen Grund für Hamsterkäufe. Außerdem muss er seine Mitarbeiter schützen. Das ist nicht einfach, denn Atemschutzmasken sind gerade nicht aufzutreiben und Plexiglas im Baumarkt ausverkauft.
Blumenhändler Dirk Weyer ist geschockt nach den ersten Meldungen über die Pläne der Bundesregierung, die Läden zu schließen. Wohin mit den Schnittblumen, die jetzt keiner mehr will? Und wie beantrage ich Kurzarbeitergeld für meine Mitarbeiter? Nach Stunden in der Warteschleife des Arbeitsamts weiß er immer noch nicht, wie es jetzt weitergeht.
Anne Gersdorff hat Mukoviszidose und sitzt im Rollstuhl. Seit einiger Zeit traut sie sich nicht mehr aus dem Haus. Dabei ist die Risikopatientin auf permanente Hilfe angewiesen. Acht Pflegerinnen kommen im Wechsel zu ihr und achten intensiv auf Hygiene. Mental bereitet sich Anne Gersdorff auf den Ernstfall vor, emotional scheint sie davon überfordert.
Lucia Böhlen ist 16 Jahre alt und wohnt in einer Hochhaussiedlung im Osten von Berlin. Statt Corona-Partys zu feiern, will sie älteren Menschen und Risikopatienten helfen. Einkaufen, Hunde Gassi führen, "was halt so anfällt". Zunächst meldet sich niemand auf Ihre Aushänge, dann muss sie von Supermarkt zu Supermarkt eilen, um die Einkaufslisten abzuarbeiten, denn die Regale sind mal wieder leer gehamstert.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 31.03.2020 um 22:00 Uhr auf RBB.

31.03.2020
22:00
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Coronavirus, Dokumentation/Reportage, Land/Leute, Berlin
Alternative Ausstrahlungstermine:
07.04.2020 22:55 Uhr 3sat
02.04.2020 16:45 Uhr phoenix
31.03.2020 22:00 Uhr RBB