Die Schlägertrupps des Präsidenten

Venezuela im Würgegriff von Stadtguerillas - Thema: Wenn der Staat versagt

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Die Tupamaros gehören zu den sogenannten Colectivos - das sind Bürgerwehren, die als überzeugte Anhänger des ehemaligen Präsidenten Hugo Chávez und des umstrittenen Präsidenten Nicolás Maduro über ganz Venezuela ziehen und mit massiver Gewalt dafür sorgen, dass diese an der Macht bleiben. In Caracas sind die gefürchteten Banden vor allem in den Vierteln der Stadt aktiv, in die sich die Polizei nicht traut.
Der preisgekrönte Film erzählt das Leben von Alberto 'Chino' Carías, dem Anführer der linksgerichteten Tupamaros.


In den Slums von Caracas gibt es Viertel, in die sich die Polizei nicht traut. Hier, in der Stadt mit der zweithöchsten Mordrate der Welt sorgen bewaffnete linksgerichtete Banden, sogenannte Colectivos, für Recht und Ordnung - oder was sie dafür halten. Je nach politischer Sicht werden sie entweder als moderne Robin Hoods gepriesen, die in den Slums Drogenhändler in Schach halten und die Armen versorgen, oder als gewalttätige Schläger verurteilt, die mit alttestamentarischer Gewalt Konkurrenten ausschalten und die Politik des aktuellen Präsidenten auf den Straßen durchsetzen, bewaffnet mit Kalaschnikoffs, Handfeuerwaffen und selbst gebauten Granaten.

Mit exklusivem Zugang zu dieser umstrittenen Bürgerwehr hat der Autor des Films sieben Jahre lang den Anführer der Tupamaros begleitet: Alberto 'Chino' Carías bezeichnet sich selber als "marxistisch-leninistischen Guerillakämpfer" und sorgte tatkräftig dafür, dass Hugo Chávez 1998 zum Präsidenten Venezuelas gewählt wurde. Als Dank legalisierte Chávez die Colectivos und beförderte sie in öffentliche Ämter. Carías bekam sogar die Aufsicht über die Polizei in Caracas - eine atemberaubende Karriere für einen, der früher beschuldigt wurde, Banken ausgeraubt und Polizisten getötet zu haben.

Auch bei der Wahl von Präsident Maduro hatten die Tupamaros ihre Finger im Spiel. Und wie Chávez verlässt sich auch Maduro noch heute auf die Colectivos, die seine Politik auf die Straßen, zum Volk tragen - und immer wieder im Verdacht stehen, bei regierungskritischen Demonstrationen Oppositionelle zu attackieren. Dokumentation Italien 2019

* Thema: Wenn der Staat versagt
In vier Dokumentationen zeigt ARTE, welche Folgen es für Mensch und Natur hat, wenn Regierungen und Demokratie versagen. Ein drastisches Beispiel sind die Brände des Amazonas-Regenwaldes - ein globales, ökologisches Desaster, das der brasilianische Präsident Bolsonaro mehr unterstützt als verhindert. Im Nachbarland Venezuela leiden die Menschen Hunger und Durst und wissen derzeit nicht einmal, wer rechtmäßig an der Macht ist. Und Donald Trump konnte seine Wahl zum Präsidenten der USA nur gewinnen, weil sich mächtige Geldgeber in den Wahlkampf eingemischt haben.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 12.11.2019 um 23:05 Uhr auf arte.

12.11.2019
23:05
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Venezuela, Recht/Justiz, Porträt/Biografie
Alternative Ausstrahlungstermine:
12.11.2019 23:05 Uhr arte