Das vergessene Gift

Wie PCB uns alle belastet
Film von Florian Nöthe
45min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Das Gift PCB ist unsichtbar, aber allgegenwärtig. Dabei ist die Verwendung der gefährlichen Chlorverbindung Polychlorierte Biphenyle seit mehr als 30 Jahren in Deutschland verboten.

Der Film begibt sich auf Spurensuche nach PCB und fragt, warum das Gift auch 30 Jahre nach dem Verbot immer noch eine Gefahr ist, wer ein Interesse daran hat, dass der Giftstoff in Vergessenheit geraten ist, und wie wir uns davor schützen können.

Städtisches Gymnasium Ludwigsburg: Eltern, Schüler und Lehrer machen sich große Sorgen um ihre Gesundheit. Denn im Anbau der Schule wurde Ende 2016 PCB nachgewiesen. Seit Jahrzehnten lauert das Gift in den Klassenzimmern. Schüler und Lehrer atmen es täglich ein. Aus Sorge um ihre Kinder verlangen engagierte Eltern eine schnelle Lösung von der Stadt. Die Sendung begleitet die Eltern, zeigt, wie sie immer wieder auf Widerstände und Verharmlosung stoßen, aber auch, ob ihr Einsatz am Ende erfolgreich ist.

Und Ludwigsburg ist kein Einzelfall. In Deutschland gibt es noch Hunderte Schulen und öffentliche wie private Gebäude, in denen der Giftstoff PCB steckt. Verwendet wurde er speziell in Betonbauten der 1960er- und 1970er-Jahre. Denn PCB galt aufgrund seiner Langlebigkeit jahrzehntelang als Wundermittel. Fenster- oder Wandfugen wurden dank PCB elastisch und haltbar. Doch der Giftstoff gast aus den Fugen in die Raumluft aus und gelangt über die Atemluft in den menschlichen Körper.

Nachdem man in den 1970er-Jahren herausfand, dass PCB krebserregend und erbgutschädigend ist, wurde die Verwendung Ende der 1980er-Jahre verboten. Aber das verwendete PCB musste nicht entfernt werden. Neben Fugenmassen von Gebäuden wurden Tausende Tonnen des Giftstoffes auch in Stromtransformatoren, Kondensatoren von Haushaltsgeräten und Farbanstrichen eingesetzt. Denn die Chemikalie ist schwer entflammbar, nicht elektrisch leitend und vor allem extrem langlebig.

Doch wegen dieser Langlebigkeit findet man das Gift bis heute überall, es hat sich in unserer Umwelt ausgebreitet und angereichert. Selbst wer nicht in belasteten Räumen arbeitet, nimmt das Gift täglich über die Nahrung auf. Doch von offizieller Seite gibt es immer wieder Beschwichtigungen und Entwarnung - zu Unrecht, wie die Recherchen für den Film zeigen. PCB baut sich kaum ab, ist deshalb noch heute in unserer unmittelbaren Umgebung und bedroht die Gesundheit. Und: Es handelt sich um ein Langzeitgift, dessen Folgen sich oft erst nach vielen Jahren zeigen.

Zum Schutz für Menschen, die sich in belasteten Räumen aufhalten, wurden deswegen Raumluft-Grenzwerte festgelegt. Doch diese Grenzwerte bieten keinen ausreichenden Schutz vor dem toxischen Erbe, sagen Experten. Die Werte seien veraltet und viel zu hoch. Wissenschaftler fordern deren Anpassung und systematische Maßnahmen, das Gift aufzuspüren und zu beseitigen. Doch passiert ist bisher kaum etwas. Politik und Behörden sehen zumeist keinen Handlungsbedarf, geben immer wieder Entwarnung.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 11.10.2019 um 20:15 Uhr auf 3sat.

11.10.2019
20:15
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:Umweltverschmutzung/-gefährdung
Erstsendung:18.07.2018 ARD/SWR