Das große Tabu

Sexueller Missbrauch im Sport

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Es ist ein gesellschaftliches Problem von ungeahnten Dimensionen. Doch in der deutschen Öffentlichkeit ist nur wenig davon zu hören. Auch weil kaum jemand darüber spricht: sexueller Missbrauch im Sport. Dabei sind die Zahlen erschreckend. Neueste Studien gehen davon aus, dass Missbrauch durch Trainer im Sport genauso häufig ist wie Missbrauch durch Priester und Pastoren in der Katholischen und Evangelischen Kirche zusammen.


Zwar wurde noch kein vergleichbarer Skandal wie im englischen Jugendfußball mit mittlerweile über 850 Betroffenen und über 300 mutmaßlichen Tätern bekannt. Trotzdem ist sexueller Missbrauch im Sport auch in Deutschland alltäglich. Das zeigt die Dokumentation "Das große Tabu".

Der Film begibt sich auf die Suche nach Bedingungen und Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglichen und begünstigen. An eindrücklichen Beispielen aus dem In- und Ausland zeigt die Dokumentation, warum gerade der Sport so gefährdet ist. Generell gibt es aufgrund der körperlichen Nähe in Training und Wettkampf vielfältige Gelegenheiten für sexuelle Übergriffe. Und: Ehrenamtliche Strukturen verschaffen potenziellen Tätern als freiwillige Helfer leichter Zugang zu Kindern und Jugendlichen als in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Außerdem ergeben sich vor allem im Leistungssport besondere Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Trainern, Betreuern und jungen Sportlerinnen und Sportlern.

Auch wenn die Sportverbände in ihren Satzungen formale Regelungen für den Kinderschutz formulieren, um ihre staatlichen Fördergelder nicht zu verlieren, greifen diese in der Praxis oft nicht. Das beschreibt auch ein Fall aus dem Turnen, in dem es vor Gericht um 82 Fälle sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener ging. Alle hätten konsequent weggesehen, bescheinigte das Gericht in der Urteilsbegründung den Verantwortlichen im Verein und dessen Umfeld. Ein Fall, stellvertretend für wahrscheinlich Tausende weiterer Fälle in den vergangenen Jahrzehnten. Der Film fragt nach der Rolle von Vereinen, Verbänden, Trainern, Funktionären, Eltern und der Politik. Und er stellt die zentrale Frage: Wer schützt die Opfer und verhindert neue? Film von Andrea Schültke

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 13.07.2019 um 19:05 Uhr auf Das Erste.

13.07.2019
19:05
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
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HDTV: ja
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Schlagwörter:Recht/Justiz, Sport, Dokumentation/Reportage
Alternative Ausstrahlungstermine:
13.07.2019 19:05 Uhr Das Erste