Das English National Ballet tanzt GISELLE

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Quelle: Pressebild (zdfPresse)
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"Giselle" ist DIE romantische Ballett-Ikone. Der weltweit angesagte Choreograf und Visionär des zeitgenössischen Tanzes Akram Khan stürzt den Klassiker aus dem Märchenhimmel in die Realität.

Akram Khan ist in Indien aufgewachsen. Die Kultur und Elendszustände des Landes haben ihn geprägt. Seine persönliche "Giselle"-Geschichte fußt auf dem Gebäudeeinsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Sabhar. Getanzt wird Giselle von Tamara Rojo.

In Akram Khans Produktionen geht es um Höllenorte wie die Textilfabriken in Bangladesch und die Destruktionskraft gesellschaftlicher Hierarchien. Politische Fragen unserer Zeit sind Brennpunkte seiner Neuschöpfungen. So auch in seiner 2017 geschaffenen "Giselle"-Interpretation.

Akram Khans Giselle ist - wie die Titelheldin im berühmten Ballett von Théophile Gautier, Jean Coralli und Jules Perrot - verliebt in den Falschen: einen Albrecht, der nicht der Prinz ist, sondern Textilbaron. Wie ihr romantisches Vorbild setzt sich auch die moderne Giselle für das Leben ihres Geliebten ein - mit tödlichem Ausgang.

Allerdings distanziert sich Akram Khan von der romantischen Lesart und katapultiert das Werk ins 21. Jahrhundert: in die Hölle einer Textilfabrik in Indien, in der Arbeiterinnen in Zwölf-Stunden-Schichten für einen Hungerlohn arbeiten. Giselle gehört zu den Näherinnen. Damit zielt Akram Khan auf das tragische Unglück beim Gebäudeeinsturz der Textilfabrik Rana Plaza 2013 in Sabhar, bei dem mehr als 1100 Menschen starben.

Optisch trennt im Ballett eine riesige Wand die Arbeiter von der Elite der Gesellschaft - den Fabrikbesitzern. Der 2. Akt spielt in der spirituellen Welt der "Willis" im Reich der Toten. Hintergrund ist Akram Khans Auseinandersetzung mit dem indischen Epos Mahabharata, das Tod und Wiedergeburt, Karma, Glück und Leid beschreibt.

In Akram Khans Interpretation tragen die schönen Mädchen mit den fast durchsichtigen Körpern und langen Haaren Bambusstöcke - Insignien der Macht und eine Verlängerung der Arme, die zerstören. Es sind die Körper der missbrauchten und getöteten Textilarbeiterinnen.

Getanzt wird Giselle von Tamara Rojo, der Chefin des englischen Nationalballetts höchstpersönlich. Sie hat die besten Künstler für das Ballett beauftragt: Akram Khan, der eine beeindruckende Choreografie zwischen indischem Kathak und zeitgenössischem Tanz schafft. Vincenzo Lamagna, der die ursprüngliche Musikvorlage mit Industriegeräuschen und elektronischen Klängen überlagert. Den chinesischen, mehrfach preisgekrönten Künstler Tim Yip, der die Kostüme und das Bühnenbild kreierte.

Akram Khans Giselle wurde zur Produktion des Jahres 2017 gekürt und erhielt zahlreiche überschwängliche Kritiken, unter anderem in "The Guardian" und "The Times".

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 14.07.2019 um 00:00 Uhr auf 3sat.

14.07.2019
00:00
Regie:Akram Khan
Musik:Vincenzo Lamagna
Bühnenbild:Tim Yip
Choreografie:Akram Khan
Ensemble:English National Ballet
Kostüme:Tim Yip
Musikalische Leitung:Gavin Sutherland
Orchester:English National Ballet, Philharmonic
Art:Musiktheater
Kategorie:Musiktheater
Themenbereich:Tanz, Ballett
Erstsendung: 3sat
Alternative Ausstrahlungstermine:
14.07.2019 00:00 Uhr 3sat