Liu Xiaobo - Der Mann, der Peking die Stirn bot

Thema: 1989, Platz des Himmlischen Friedens

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Liu Xiaobo ist der Held der Studentenproteste vom Tian'anmen-Platz im Jahr 1989. 2010 erhielt er den Friedensnobelpreis, doch heute ist sein Name kaum noch bekannt. Die Machthaber Chinas tun alles, um den Verfasser der "Charta 08", eines Manifests für die Demokratisierung Chinas, aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen.
Doch Liu Xiaobo, der im Gefängnis starb, hinterließ ein persönliches und politisches Testament. Er tat dies in einem langen Interview, das nun wiederentdeckt wurde und den Ausgangspunkt des Filmes bildet. Ein Film, der diejenigen zu Wort kommen lässt, die Liu Xiaobo nahestanden.


Liu Xiaobo ist der Held der Studentenproteste vom Tian'anmen-Platz im Jahr 1989. 2010 erhielt er den Friedensnobelpreis. Heute ist sein Name kaum noch bekannt. Das ist kein Zufall. Die Machthabenden in China tun alles, um ihn aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen. Im Inland herrscht strenge Zensur, im Ausland wird Druck ausgeübt.

Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises 2010 wurde Liu zum Nelson Mandela, zum Vaclav Havel Chinas. Doch die Welt wusste zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenig über ihn. Seine wichtige Rolle während der Studentenproteste wurde nie so hervorgehoben, wie es seine Freunde in diesem Film tun. Liu Xiaobo war ein freiheitsliebender Mensch, der mutig die Wahrheit sprach und es nie in Erwägung zog, ins Exil zu gehen, um die eigene Haut zu retten. Er wollte in China bleiben, und zwar bis zum Schluss.

Im Jahr 2008 verfasste er die "Charta 08", ein Manifest für die Demokratisierung seines Landes. Er wurde umgehend festgenommen und verstarb im Gefängnis, wo seine Krebserkrankung nur unzureichend behandelt wurde. Die Regierung zog es vor, Liu Xiaobo einen tragischen Märtyrertod sterben zu lassen, als erneut das Risiko einzugehen, ihn öffentlich zu Wort kommen zu lassen. Heute setzt man in Peking alles daran, sein Erbe zu vernichten, statt ihn als eine der großen Persönlichkeit in der Geschichte Chinas und der Welt anzuerkennen.

Das Schicksal Liu Xiaobos darf nicht in Vergessenheit geraten, weil es die Geschichtsschreibung eines Landes infrage stellt, das Teil unseres Alltags geworden ist, und weil es unbeugsam für eine neue und länderübergreifende Ethik einsteht. Der Journalist Pierre Haski traf Liu Xiaobo während seiner Zeit als Chinakorrespondent regelmäßig; und alle, die an der Entstehung des Films beteiligt waren. Beim Durchsuchen der Archive tauchte ein langes Interview mit Liu Xiaobo auf, das vor seiner Inhaftierung entstanden war, die bis zu seinem Tod andauern sollte. Es ist ein persönliches und politisches Testament im wahrsten Sinne des Wortes. Darüber hinaus kommen Liu Xiaobos Mitstreiter aus der Zeit des Pekinger Frühlings, seine Frau Liu Xia und befreundete Dissidenten zu Wort. Sie beschreiben Liu Xiaobo, wie sie ihn kannten.

Dokumentation Frankreich 2018

Arte Thema: 1989, Platz des Himmlischen Friedens
Das Bild ist Weltgeschichte. Ein einzelner Mann, zwei Einkaufstüten in der Hand. Er stellt sich einem Konvoi von Panzern entgegen, blockiert deren Weiterfahrt. "Tank Man" ist der Name, der dem bis heute Unbekannten gegeben wurde. Die Szene ereignete sich am Donnerstagmorgen des 5. Juni 1989 in einer Nebenstraße des Tian'anmen Platzes in Peking. In der Nacht zuvor, am 4. Juni, hatte die ‚People's Army' die bereits über sieben Wochen andauernden, friedlichen Studentenproteste auf dem Tian'anmen Platz, dem Platz des Himmlischen Friedens, in der chinesischen Hauptstadt vor den Augen der Weltöffentlichkeit gewaltsam niedergeschlagen. Das Bild des "Tank Man", festgehalten von zahlreichen Fotojournalisten und Fernsehteams vor Ort, ging um die Welt. Es steht bis heute symbolisch für das blutige Massaker an der Demokratiebewegung durch die chinesische Staatsgewalt.Auslöser der Proteste war der Tod des beliebten Politikers Hu Yaobang, der sich für die Reform der Kommunistischen Partei eingesetzt hatte. Daraufhin versammelten sich über Wochen hinweg Studenten auf den Straßen, um zu trauern und für einen demokratischen Wandel des Systems zu demonstrieren. Was als friedlicher Protest begann, endete in einem Massaker. Aus Angst vor dem Machtverlust, entschied sich die kommunistische Partei für die Anwendung von Gewalt. Die Ereignisse des 4. Juni waren der tragische Schlusspunkt von sieben Wochen Demokratiebewegung, welche die Politikführung Chinas bis heute prägt. 30 Jahre nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens zeigt ARTE die zweiteilige Dokumentation "Tian'anmen". Zeitzeugen rekonstruieren diese entscheidende Phase chinesischer Geschichte. Das Porträt "Liu Xiaobo - Der Mann, der Peking die Stirn bot" erzählt die Geschichte des Friedens-Nobelpreisträgers Liu Xiaobo. "Für Demokratie und Freiheit - Chinas Künstler der 80er Jahre" zeichnet im Anschluss die Zeit von gesellschaftlichem und künstlerischem Aufbruch nach, die durch das Tian'anmen-Massaker blutig beendet wurde.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 12.06.2019 um 01:45 Uhr auf arte.

12.06.2019
01:45
Livestream
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Schlagwörter:Porträt/Biografie, China, Dokumentation/Reportage, Geschichte
Alternative Ausstrahlungstermine:
13.07.2019 00:35 Uhr arte
12.06.2019 01:45 Uhr arte
04.06.2019 22:20 Uhr arte
04.06.2019 22:00 Uhr arte