Die Reise der Menschheit - Der Aufbruch
Menschen wandern, seit es sie gibt. Weil sie auf ein friedlicheres oder leichteres Leben hoffen. Die Geschichte des Menschen ist eine Geschichte seiner Bewegung über die Erde.
Ohne Migration gäbe es die Welt nicht, wie wir sie kennen. Sie macht unsere Kulturen zu dem, was sie heute sind. Denn mit den Menschen wandert alles: Know-how und Kapital, Sprache und Religion, Gene und Krankheiten, Pflanzen und Tiere.
Die Reise der Menschheit beginnt, als es Homo sapiens vor etwa 60 000 Jahren gelingt, Afrika zu verlassen und überall auf der Erde heimisch zu werden. Was ihn antreibt, die Welt zu erkunden, wissen wir nicht. Vielleicht Hunger, Neugier, wahrscheinlich auch die Hoffnung auf ein besseres Leben?
Etwa 2000 Generationen braucht der Mensch, um alle bewohnbaren Kontinente zu besiedeln. Mit 50 Kilometern pro Generation, so schätzen Forscher, überwindet er Berge, Meere, Wüsten und Flüsse, immer auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen für sich und seine Nachkommen. Die unterschiedlichen Gemeinschaften entwickeln spezifische Fähigkeiten, um sich ihrer jeweiligen Umwelt anzupassen. Sie haben kaum Berührungen miteinander, und doch verläuft vieles auf den Kontinenten nahezu gleichzeitig. Ab etwa 10 000 vor Christus beginnen die Menschen, Siedlungen zu gründen, Pflanzen zu kultivieren und Nutztiere zu halten.
Doch die Sesshaftwerdung bedeutet nicht das Ende der Reise. Neue Techniken machen neue Landschaften urbar, die Menschheit wächst und damit der Kontakt, den die Gruppen untereinander haben. Es entstehen Handelsnetzwerke, die in ihrer Größe beeindruckend sind. In der Bronzezeit beschleunigt die Gier nach Rohstoffen diese Entwicklung. Fachleute, die sich mit der begehrten Metallverarbeitung auskennen, durchreisen ganz Europa, um als Bergleute oder Händler ihr Leben zu bestreiten. Der sogenannte "Bogenschütze von Amesbury" beispielsweise wurde in der Nähe des Steinkreises von Stonehenge beerdigt. Die Analyse seiner Leiche zeigt, dass er ursprünglich aus der Alpenregion stammt. Vermutlich ist er ein Handwerker, den die Großbaustelle Stonehenge hierher geführt hat.
Mit der Entstehung des Römischen Reiches ab dem 1. Jahrtausend vor Christus erreicht die Mobilität der Bewohner einen neuen Höhepunkt. Nun gibt es einen Großraum mit guter Infrastruktur. Hier wird in einer einheitlichen Währung bezahlt und einheitliches Recht gesprochen. Nie zuvor war es so leicht, seinen Wohnsitz zu verlegen. Teil dieses gesicherten Raumes zu sein, ist Ziel Hunderttausender. Sie wandern in Massen ein, leisten Militärdienst und werden so zu römischen Bürgern. Andere werden als Sklaven dorthin verschleppt und haben erstaunliche Möglichkeiten, sozialen Aufstieg zu erleben. Durchlässigkeit der Grenzen und Einbindung anderer sind über Jahrhunderte Garant der Stabilität. Doch es sind wohl auch diese Faktoren, die das Reich schließlich zu Fall bringen.
Was folgt, ist die Völkerwanderung, heute "Transformationszeit" genannt. Es ist eine Kettenreaktion, in deren Verlauf zahllose Völker ihre Lebensräume über Tausende Kilometer verschieben. Der großen Menge ist das Römische Reich, das zugleich mit einer innenpolitischen Krise ringt, irgendwann nicht mehr gewachsen - und zerbricht.
In den nachfolgenden Jahrhunderten vermischen sich Kulturen, Religionen und Ethnien immer schneller. Große Kulturen entstehen in Europa - aber auch auf den anderen Kontinenten, ohne dass die Menschen voneinander wissen. Das ändert sich erst, als Königin Isabella von Spanien Ende des 15. Jahrhunderts eine folgenschwere Entscheidung trifft.
In drei Teilen zeichnet "Terra X"-Moderator Dirk Steffens die Reise der Menschheit nach, unterstützt von dokumentarischen Spielszenen und aufwendigen Computeranimationen. Er trifft auf Migrationsexperten, Historiker und experimentelle Archäologen, deren Forschungsgegenstand die immerwährende Reise ist.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 10.06.2019 um 08:15 Uhr auf ZDFinfo.
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