Kaderschmiede für den Osten - Die ABF in Halle

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Quelle: Pressebild (ard2017)
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Arbeiter und Bauern an die Macht! Das ist die Parole der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Der junge sozialistische Staat braucht ideologietreue Führungskräfte. Dabei setzt die DDR-Führung auf eine neue Elite, die bislang kaum eine Chance auf Bildung hatte. Arbeiter und Bauern sollen jetzt studieren. Zur Vorbereitung auf das Studium an den Universitäten werden Arbeiter- und Bauernfakultäten, kurz ABF, gegründet.


Arbeiter und Bauern an die Macht! Das ist die Parole der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik. Der junge sozialistische Staat braucht ideologietreue Führungskräfte. Dabei setzt die DDR-Führung auf eine neue Elite, die bislang kaum eine Chance auf Bildung hatte. Arbeiter und Bauern sollen jetzt studieren. Zur Vorbereitung auf das Studium an den Universitäten werden Arbeiter- und Bauernfakultäten, kurz ABF, gegründet.

Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Miethe hat umfangreiche Forschungen dazu betrieben und festgestellt: "Der Anteil der Arbeiter- und Bauernkinder war über Jahrhunderte extrem niedrig, das waren fünf, sechs Prozent. Also ganz, ganz wenig. Und diesen Anteil wollte man erhöhen." Aus gutem Grund. "Man wollte eine eigene sozialistische Intelligenz heranbilden."

Eine echte Herausforderung. Parteigenossen ziehen übers Land, versuchen junge Werktätige in Betrieben fürs Studium zu begeistern. Kinder von Arbeitern und Bauern haben - wie damals üblich -gerade mal einen 8-Klassen-Schulabschluss, müssen viel Wissen nachholen, um schließlich an Universitäten zu bestehen.

Auch Schauspieler Peter Sodann hat an einer Arbeiter- und Bauernfakultät der DDR in Dresden sein Abitur gemacht. In den 50er-Jahren arbeitet er als Werkzeugmacher und hätte sich nicht träumen lassen, dass er überhaupt einmal studieren wird. Sodann sagt: "Ich fand eine tiefe Gerechtigkeit in der ganzen Angelegenheit. Warum sollen die kleinen Leute nicht auch studieren? Das fand ich schon gerecht und das halte ich auch heute noch für gerecht."

Mitte der 50er-Jahre gibt es 15 Arbeiter- und Bauernfakultäten in der ganzen DDR - an allen Universitäten und einigen Hochschulen. Doch das Konzept geht nur bedingt auf. Unter anderem sind die Fakultäten schlichtweg zu teuer und die Arbeiter- und Bauernkinder erfüllen nicht zwangsläufig die Erwartungen der SED-Führung. 1963 werden die ABFs geschlossen. Nur Halle und Freiberg bleiben. "Als Alibi. Halle und Freiberg haben zwar den Namen ABF behalten, sie hatten aber de Facto überhaupt nicht mehr mit ihrer Funktion zu tun. Also die Funktion einer ABF mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung den Hochschulzugang über Ablegen eines Abiturs zu ermöglichen", so Erziehungswissenschaftlerin Miethe.

Halle wird zur Kaderschmiede für das Ausland. Wer ab Mitte der 60er Jahre die ABF in Halle besucht, tut dies mit dem Ziel, im Ausland zu studieren. Die DDR schickt junge Leute zum Studium in fast alle Länder Osteuropas. Sie studieren Wirtschaftswissenschaften in Prag, Zahnmedizin in Bratislava, Informatik in Budapest, Weinbau in Sofia. Bestimmte Studienfächer bietet die DDR gar nicht an. Luftfahrt oder Atomphysik etwa werden natürlich in Moskau gelehrt.

Doch erfüllen sich die Erwartungen der DDR-Führung? Erobern Arbeiter- und Bauernkinder die Schaltstellen der Macht? Wie erleben die ABF-Studenten die politische Wendezeit 1989? Diese Fragen beantwortet der Film "Kaderschmiede für den Osten - Die ABF in Halle".
Ein Film von Sven Stephan und Anja Walczak

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 26.02.2019 um 21:00 Uhr auf MDR.

26.02.2019
21:00
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
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Hörhilfe: ja
HDTV: ja
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VPS:1551211200
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Schule/Ausbildung, Geschichte, DDR
Alternative Ausstrahlungstermine:
26.02.2019 21:00 Uhr MDR