alpha-retro: Kulturlandschaft Schwarzwald (1980)

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Feinfühlig und im kritischen Stil dieser Zeit geht der Film aus dem Jahr 1980 den Veränderungen nach, die sich im Schwarzwald flächendeckend durchzusetzen scheinen. Die Kulturlandschaft wird durchökonomisiert, Landschaft und Natur interessieren nur noch im Hinblick auf Rendite und billig zu errichtende Autobahntrassen. Dabei ist der Schwarzwald, wie es im Film heißt, im Urzustand ein herbes, ein sprödes den Menschen fast schon abstoßendes Gelände wie man z.B. in einem Hochmoor im Hutzenwald zwischen Waldshut und Lörrach immer noch gut erkennen könne.


Feinfühlig und im kritischen Stil dieser Zeit geht der Film aus dem Jahr 1980 den Veränderungen nach, die sich im Schwarzwald flächendeckend durchzusetzen scheinen. Die Kulturlandschaft wird durchökonomisiert, Landschaft und Natur interessieren nur noch im Hinblick auf Rendite und billig zu errichtende Autobahntrassen. Dabei ist der Schwarzwald, wie es im Film heißt, im Urzustand ein herbes, ein sprödes den Menschen fast schon abstoßendes Gelände wie man z.B. in einem Hochmoor im Hutzenwald zwischen Waldshut und Lörrach immer noch gut erkennen könne.

Aber er hat eben auch etwas Magisches, wie bereits damals der in den USA erscheinende Reiseführer namens "Guide to Planet Earth" feststellte, denn in dieser Rucksacktouristen-Bibel hieß es schon vor fast 40 Jahren, der Schwarzwald sei eine der spirituell wichtigsten Zonen des Planeten. Auch in den Bildern von Herbert Späth spiegelt sich diese Dimension, dessen Werke in diesem Film vorgestellt werden. Darüber hinaus kommen der in alemannischer Mundart dichtende Lyriker Manfred Marquadt und der Liedermacher Roland Kroell vor. Sie und etliche andere sind Zeugen für den ganz bestimmten Menschenschlag, den dieser Film im Schwarzwald verortet sieht und der sich z. B. in den berühmten vermutlich auf keltische Ursprünge zurückgehenden alemannischen Fasnet-Bräuchen wiederspiegelt.

Im Film heißt es, Schwarzwaldlandschaft, Keltenlandschaft sei transzendental, verführe zur Metaphysik. Einen fast schon profanen Niederschlag davon findet man z. B. bei den zumindest damals noch im Schwarzwald verbreiteten Wünschelrutengängern. Und während in alter Zeit der Schwarzwald Rückzugsgebiet für die Kelten vom Oberrhein gewesen ist, die nicht Sklaven der Römer werden wollten, lockten im Mittelalter besondere Freiheitsrechte die Menschen dorthin: Für Waldrodungen wurden den Bauern Frondienste und Abgaben erlassen, sie wurden mit der Zeit freie Bauern. Später kamen immer wieder kühne und mutige Einzelgänger in den Schwarzwald und noch im 19. Jahrhundert wurden entlegene Holzreservate durch entlassene Häftlinge kolonisiert - aber auch durch verwegene Alpenländler aus Tirol. Deswegen meint der Autor dieses Films, der Schwarzwald haben immer schon eine Auslese freiheitsbewusster und zäher Menschen aus ganz Europa angezogen. Auch dass die Existenzphilosophie von Martin Heidegger, die von der Entzauberung der Welt raunt, nur hier entstehen konnte, entstehen musste, ist für den Filmemacher ganz klar - und dass der Fortschritt, der sich immer massiver in den Schwarzwald hineinbohren will, aufgehalten werden muss ebenso.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 26.01.2019 um 21:05 Uhr auf ARD alpha.

26.01.2019
21:05
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1548533100
Schlagwörter:Rückblick, Medien, Land/Leute, Geschichte, Dokumentation/Reportage
Alternative Ausstrahlungstermine:
27.01.2019 02:20 Uhr ARD alpha
26.01.2019 21:05 Uhr ARD alpha