Die Schweizer - unbekannte Nachbarn?
Film von Tilmann Bünz
Die Schweizer legen eine langsamere Gangart an den Tag, sind redlich und solide. Sie lieben ihre Ruhe und ihre Berge. Sie sind Musterdemokraten und stimmen ständig ab. Das Volk darf alles entscheiden, nichts ist heilig, weder Managergehälter noch Minarette. Fremde sind in ihrem Land willkommen, wenn sie denn nicht zu lange bleiben und genügend Geld mitbringen. In Sachen Fluchtgeld drücken sie gerne ein Auge zu.
Beim Abfall sind sie weniger großzügig. Konservendosen dürfen nur gefaltet und gewaschen in die Tonne. Wäsche am Sonntag auf die Leine hängen ist verpönt. Das sind die Vorurteile über die Schweizer. Tatsache ist: In der Schweiz gibt es die meisten Viertausender in Europa, dort werden die besten Uhren der Welt gebaut und eines Tages wird die Schweiz die Müllabfuhr im All übernehmen.
Tilmann Bünz erkundet das Land zwischen den Bergen, das gerne zu Europa gehören möchte, aber ohne die Nachteile. Der Film führt auf eine Schweizer Alm, wo die Kühe noch Vornamen tragen, und zu einem Schwyzerdütsch-Kurs in Zürich, wo Deutsche es lernen, "Fettnäpfchen" zu vermeiden. Das Filmteam trifft zwei mutige Frauen aus Basel, die ihre Mittagspause schwimmend im Rhein verbringen, und steigt auf den "Zauberberg" oberhalb von Davos, wo die Langsamkeit neu entdeckt wird.
Die Reise geht auf den Marktplatz von Appenzell, wo einmal im Jahr alle Beschlüsse unter freiem Himmel gefasst werden, und in ein Forschungslabor, wo die intergalaktische Müllabfuhr entwickelt wird. So modern die Schweiz ist, sie hinkt auch hinterher. Das Frauenwahlrecht kam spät und die UNO-Mitgliedschaft noch später. Zwar ist die Schweiz die Heimat der Vereinten Nationen, wurde aber selber erst nach mehreren Volksabstimmungen im Jahr 2002 UNO-Mitglied. Dafür ist in der Schweiz die Demokratie direkt, die Bahn pünktlich und die Währung hart. So hart, dass die Schweizer zum Shoppen in die Nachbarländer fahren. Mit dem Mindestlohn eines ungelernten Tellerwäschers könnte man in Deutschland einen Professor glücklich machen.
Schweizer sind den Deutschen nahe. Seit 300.000 Deutsche ins Land zugewandert sind, zu nahe. Weiterer Zuzug ist unerwünscht. Deutsche gelten als als forsch und übereifrig. Umso spannender ist es, den Verstimmungen auf beiden Seiten auf den Grund zu gehen. Tilmann Bünz zeichnet ein Psychogramm eines Landes zwischen Heimatliebe und Überfremdungsangst, zwischen Enge und Weltoffenheit.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 24.02.2017 um 15:15 Uhr auf RBB.
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