Gletscherschmelze - Klimawandel im Hochgebirge

Film von Herbert Hackl - Themenabend Klimawandel

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Die Geschwindigkeit, mit der Gletscher heute schmelzen, hatte noch vor zehn Jahren niemand für möglich gehalten. Der Klimawandel verändert bereits jetzt die Alpenwelt.
Das Schmelzen der Gletscher bringt Risiken für Skigebiete, den Tourismus und die Siedlungen. Zum einen durch im Gebirge angestaute Schmelzwasserseen, die ganze Dörfer mit sich reißen könnten, zum anderen durch nachlassende Stabilität des Untergrunds beim Abschmelzen.
Der Vernagtferner in den Ötztaler Alpen ist einer der am besten erforschten Gletscher der Welt. Und dennoch sind die Wechselwirkungen des mächtigen Eiskörpers mit der Atmosphäre, sein Wasserhaushalt und das Zusammenspiel mit seinem Untergrund immer noch nicht vollständig verstanden. Eines aber scheint sicher: Der Vernagtferner wird in 30 Jahren verschwunden sein, denn er schmilzt.
Jedem Gletscher in den Alpen droht dieses Schicksal. Auch am Fuße des Großglockners schwindet das Eis rapide. Nach dem heißen Sommer 2015 beobachten Forscher der Universität Graz hier eine erschreckende Entwicklung. Zum ersten Mal hat auch das Nährgebiet zwei Meter an Dicke verloren. Und dort, wo noch vor einigen Jahren das Eis der Gletscherzunge lag, erstreckt sich heute eine unwirkliche Seenlandschaft.
In Zeiten des Klimawandels entstehen die Seen im Hochgebirge, teilweise zurückgehalten von lockerem Gestein der Gletschermoränen. Niemand weiß, ob die Barrieren wirklich standhalten. Am schweizerischen Triftgletscher bohrten Geologen einen künstlichen Abfluss durch den Fels, um die Gefahr am immer bedrohlicher werdenden Triftsee zu bannen. Manche dieser neuen Gletscherseen wachsen mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit. So wie der Obersulzbachsee am Fuße des Großvenedigers. Mit Radar, Echolot und Schlauchboot vermessen Forscher das Gewässer. 40 Meter tief ist es bereits.
Auch am Tete-Rousse Gletscher im Mont-Blanc-Massiv steht ein See unter Beobachtung. Allerdings liegt der nicht an der Oberfläche, sondern im Inneren des Eises, in einer Höhle. Schon 1892 hatte der Ausbruch von Wassermassen aus der Gletscherhöhle ein ganzes Dorf verwüstet und 175 Menschenleben gefordert. Ob sich im wärmeren Klima dort wieder große Wassermengen ansammeln und Dörfer im Tal bedrohen, ist noch nicht klar. Der Tete-Rousse-Gletscher steht deshalb unter ständiger Beobachtung.
Das Schmelzen der Gletscher bringt auch Risiken für Skigebiete, zum Beispiel am Kitzsteinhorn. Gondelbahnen und Lifte können kaum mehr im Eis verankert werden. Und seitdem das Eis des Gletschers die Steilwand unter der Gipfelstation nicht mehr stützt, kommt es dort immer wieder zu Felsstürzen. Forscher der Uni Salzburg wagten sich nun zum ersten Mal in die Randklüfte zwischen Fels und Eis vor. In einer bizarren Kulisse zwischen meterhohen Eiszapfen und überfrorenen Felswänden installierten sie ihre Sensoren. Letztlich geht es darum zu prüfen, wie lange die Gipfelstation auf dem brüchigen Fels noch sicher ist.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 21.02.2017 um 22:55 Uhr auf 3sat.