ARTE Reportage

Die Wahrheiten des Julian Assange / Guatemala: Nur Recht auf Selbstjustiz

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild


* Die Wahrheiten des Julian Assange

Am 11. April besuchten die ARTE Reporter Julian Assange in seiner Wohnung in der Londoner Botschaft von Equador, in der er seit vier Jahren lebt. In diesen Tagen, in denen die Panama Papers weltweit für Aufregung sorgen und in dieser Woche, in der in Luxemburg der LuxLeaks-Prozess beginnt, spricht „ARTE Reportage“ mit Julian Assange, dem Whistleblower und Mitbegründer vom Wikileaks, über die internationalen Skandale der vergangenen Jahre. Der letzte große Coup von Wikileaks war die Veröffentlichung von Dokumenten im Juni 2015, die bewiesen, dass amerikanische Geheimdienste den französischen Präsidenten Hollande und Bundeskanzlerin Merkel abgehört hatten.
Wikileaks und Panama Papers verfolgen zwei sehr unterschiedliche Konzepte, ihre Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Wikileaks stellt Rohmaterial ins Netz, unsortiert und ungeprüft, damit die User selbst darin recherchieren können. Im Falle der Panama Papers hat ein großes internationales Netzwerk der Recherche die ihm zugespielten Dokumente ein Jahr lang im Geheimen geprüft und auf Stichhaltigkeit untersucht, ehe es eine Auswahl davon veröffentlichte.
Assange lebt seit 2012 in der Botschaft Ecuadors in London, im politischen Asyl. Dorthin war er geflohen, um einem Auslieferungsantrag Schwedens wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung zu entkommen. Er fürchtete, von Schweden aus weiter in die USA ausgeliefert zu werden. Dort würde ihn ein weiterer Prozess erwarten wegen der Veröffentlichungen von tausenden Geheimdokumenten von US-Armee und –Diplomatie auf Wikileaks.

* Guatemala: Nur Recht auf Selbstjustiz

Vier Polizisten für ein Städtchen von 48.000 Einwohnern – da nehmen sich die Bürger die Freiheit, selbst „Recht“ zu sprechen: brutal und ohne Gnade.
In ganz Guatemala funktionieren Recht und Ordnung nicht: Die Kriminalitätsrate steigt und steigt aufgrund von Drogen- und Menschenhandel. Justiz und Polizei sind in der Regel korrupt, im besten Falle zeigen sie sich hilflos im Angesicht der Verbrechen. Die Schuldigen werden selten verfolgt. Schon 2007 gründeten die Vereinten Nationen eine Internationale Kommission, um dem Phänomen der Straflosigkeit in Guatemala auf die Spur zu kommen, denn nur vier Prozent der Morde werden in Guatemala vor Gericht verhandelt und bestraft.
Deshalb besannen sich die Guatemalteken auf die alte Maja-Tradition und nehmen seitdem das Recht selbst in die Hand. In den meisten Fällen aber urteilen sie nicht nach Anhörung und Ermittlung von Schuld oder Unschuld sondern spontan, in Massen, aufgeputscht und hysterisch – der Mob lyncht, die er für schuldig hält, prügelt sie zu Tode oder verbrennt sie bei lebendigem Leib. Wie viele Menschen dabei unschuldig sterben, nur weil eifersüchtige Nachbarn die Menge aufgestachelt haben, das interessiert niemanden. Die Medien schreiben dann häufig, dass die Menschen selbst für Gerechtigkeit gesorgt hätten – eine zynische Förderung der blinden Wut der Masse.
Aktuelle europäische und internationale politische Themen und Herausforderungen, ergänzt durch historische Erläuterungen und geopolitische Analysen. ARTE Reportage berichtet über die Fakten und die menschlichen Verhältnisse, die sich hinter diesen Fakten verbergen. Durch die Sendung führen abwechselnd Andrea Fies und William Irigoyen, jeden Samstag.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 30.04.2016 um 17:05 Uhr auf arte.