Die Eissurfer von Kamtschatka

Ein Film von Birgit Virnich

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Wer in Kamtschatka surft, der ist hart wie Stahl. Schön-Wetter-Surfern dürfte hier schnell das Lächeln gefrieren. Aber genau das macht es so einzigartig. Das hofft eine kleine eingeschworene Gemeinde russischer Surfer. Sie wollen die jungen Russen begeistern: Nicht nur für das Surfen, sondern auch für einen freien Lebensstil.


Wer in Kamtschatka surft, der ist hart wie Stahl. Schön-Wetter-Surfern dürfte hier schnell das Lächeln gefrieren. Aber genau das macht es so einzigartig. Das hofft eine kleine eingeschworene Gemeinde russischer Surfer. Sie wollen die jungen Russen begeistern: Nicht nur für das Surfen, sondern auch für einen freien Lebensstil.

"Es ist ein Kampf mit dir selbst und mit der Natur," erklärt der 34-jährige Anton Morozow, "es kostet mich große Überwindung bei -15° vor der Küste Kamtschatkas auf's Surfbrett zu steigen. Doch am Ende werde ich immer reichlich belohnt." Die Natur ist sensationell. Der Himmel stahlblau, der Ozean glasklar, und man schaut auf schneebedeckte Vulkane. Es ist der beste Kick seines Lebens.

Anton Morozov ist in der Wildnis Kamtschatkas in einer der nördlichsten Regionen Russlands aufgewachsen und entdeckte schon früh seine Liebe zum Wasser, zur Natur und zum Surfen. Er würde am liebsten eine ganze Industrie rund um das Surfen in Kamtschatka aufbauen, zumal die Fischindustrie nicht mehr so viel abwirft wie früher. Erste Surfbretter werden hier schon hergestellt, "Made in Kamtschatka". Sie sind besonders hart, genau für die raue Witterung geschaffen.

Sein alljährliches Surffestival zieht immer mehr Menschen aus aller Welt an. Surfen in Kamtschatka ist ein Geheimtipp unter Surfern. Vor Balis Stränden surfen Tausende, meint er, aber in Kamtschatka muss man sich erst einmal zum Strand durchkämpfen. Die Bedingungen sind rau. Das Klima ist schonungslos. Hier gibt es oft keine Straßen, nur Richtungen, erklärt Anton. Die schlechte Infrastruktur verlangt einem viel ab, aber man wird mit mächtigen Wellen und einer atemberaubenden Landschaft belohnt.

Und so will Anton das Surfen in Kamtschatka fest etablieren. "Arktisches Surfen" gab es bisher nur in Skandinavien, Island oder Kanada. Nun auch in Sibirien. In Kamtschatka dauert der Winter neun Monate. Hier sind nur wilde, leere Strände und das Meer. Mit einer Fotoausstellung im sogenannten Loft, einem Veranstaltungsort in der Hautstadt Kamtschatkas, Petropawlowsk, vermittelt er zusammen mit seinem Freund Konstantin Kokorev das Lebensgefühl der kleinen Surfer Gemeinde. Surfen ist in Russland noch relativ neu.

Konstantin Kokorev aus Moskau hat Jahre gebraucht, bis er sich getraut hat, hier im Winter zu surfen bei 2 Grad Wasser- und -15 Grad Lufttemperatur. Nur die Besten der Besten stellen sich der Herausforderung der rauen Beringsee und der Eiseskälte. "Solange keine Hunde durch die Luft fliegen, ist alles ok," meint Konstantin. Das ist ein Sprichwort der Ureinwohner von Kamtschatka. Mittlerweile geht auch er, der Surfer aus Moskau, bei Wind und Wetter auf's Brett.

Unter eingeweihten Surfern wie Konstantin Kokorev gelten die kilometerlangen Strände als eines der besten Surfparadiese der Welt. "Hier erlebt man noch Natur pur", schwärmt er. Blubbernde heiße Quellen und klare Flüsse, in denen die Lachse schwimmen. Kamtschatka ist ein riesiger Naturpark.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 12.01.2018 um 18:30 Uhr auf PHOENIX.