Die Spur der Ahnen

Mein Opa - ein Gestapomann?

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Bei Aufräumarbeiten in der Familiengartenlaube entdecken die Leipziger Jörg Philipp und Detlef Mattis einen Karton mit persönlichen Unterlagen ihres Großvaters Julius Schimann, den sie nie kennengelernt haben. Unter den vielen Fotos finden sie auch Aufnahmen, die ihn ausgerechnet in der Nähe von Adolf Hitler zeigen. Für Jörg Philipp und Detlef Mattis wird es eine aufwühlende und berührende Rekonstruktion der Lebensstationen ihres Großvaters, immer mit dem Antrieb, zu verstehen, wer dieser Mann wirklich war.


Bei Aufräumarbeiten in der Familiengartenlaube entdecken die Leipziger Jörg Philipp und Detlef Mattis einen Karton mit persönlichen Unterlagen ihres Großvaters Julius Schimann, den sie nie kennengelernt haben. Unter den vielen Fotos finden sie auch Aufnahmen, die ihn ausgerechnet in der Nähe von Adolf Hitler zeigen.

In der Familie war Schimann zu DDR-Zeiten ein Tabu-Thema, weil er nach dem Krieg vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und Jahre später in den sogenannten Waldheimer Prozessen zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Vorwurf: Mitarbeit bei der Gestapo. Die Geheime Staatspolizei war eines der wichtigsten Terrorinstrumente des Nazi-Regimes. Julius Schimann starb 1953 bereits kurz nach der Urteilsverkündung an Tuberkulose.

Nach jahrzehntelanger Ungewissheit wollen seine beiden Enkel die entscheidenden Lücken in der Familiengeschichte schließen: Hat ihr Opa im Dritten Reich tatsächlich persönlich Schuld auf sich geladen, war er gar in Kriegsverbrechen verwickelt? Oder ist der gebürtige Ostpreuße, der in Leipzig über zwanzig Jahre als Polizist arbeitete, eher ein tragisches Opfer der Nachkriegsjustiz in der DDR?

Mit Hilfe der gefundenen Unterlagen gehen Jörg Philipp und Detlef Mattis auf Spurensuche: Sie recherchieren in verschiedenen Archiven und fahren nach Tschechien ins ehemalige Sudetenland, wo Schimann nach dem "Anschluss" ebenfalls als Polizist tätig war. In der Gedenkstätte Buchenwald, wo er in einem sowjetischen Speziallager nach Kriegsende einsaß, bekommen sie den Hinweis auf eine überraschende Quelle, die Stasi. Denn das Ministerium für Staatssicherheit betrieb ein geheimes NS-Archiv. Erst die Dokumente in der heutigen BStU und weitere Recherchen im Sächsischen Staatsarchiv und beim "Verband der Verfolgten des Nazi-Regimes" bringen Gewissheit.

Für Jörg Philipp und Detlef Mattis wird es eine aufwühlende und berührende Rekonstruktion der Lebensstationen ihres Großvaters, immer mit dem Antrieb, zu verstehen, wer dieser Mann wirklich war. Film von Christian H. Schulz

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 27.09.2017 um 21:15 Uhr auf MDR.