Schotter wie Heu

2002

Schotter wie Heu ist ein deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 2002.

Quelle: Wikipedia(deutsch)
Rezension zu Schotter wie Heu
Thomas Schneider
Dr. Kay Hoffmann
Filmpublizist und wissenschaftlicher Leiter im Haus des Dokumentarfilms

In Hohenlohe, im Nordosten Baden-Württembergs, liegt der Ort Gammesfeld mit rund 500 Einwohnern. Es gibt eine Kirche, einen Edeka, einen Dorfkrug, die Freiwillige Feuerwehr, zwei Fußballfelder, ein Schotterwerk und eine Bank. Eine berühmte, kleine Bank. Die Raiffeisenbank ist sogar die kleinste in Deutschland. Sie wird noch ohne Computer betrieben. Bankdirektor Fritz Vogt ist gleichzeitig Sekretär, Buchhalter, Kassierer, Landwirt und der wichtigste Mann im Dorf. Er ist von seinem System überzeugt und bietet überdurchschnittliche Zinsen aufs Sparbuch. Diesem Phänomen nähern sich Wiltrud Baier und Sigrun Köhler – auch bekannt als Böller und Brot – in ihrem Heimatfilm der besonderen Art. »Schotter wie Heu« war ihr Debütfilm nach dem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg. 

Inzwischen sind sie spezialisiert auf Low-Budget-Filme. Sie sind Autorenfilmerinnen im klassischen Sinn, die ähnlich wie der Bankdirektor die meisten Aufgaben selbst übernehmen. Sie suchen nach konkreten Geschichten, mit denen sie viel größere und allgemeinere Themen wie Geld, Zeit, Glaube verknüpfen. In »Schotter wie Heu« ist es eben nicht nur die Bank, sondern die Struktur des Ortes – fast schon eine ethnologische Studie. Bei aller Idylle – es kommen Kehrseiten zu Tage. Zwar werden Ehen mit großem Polterabend gefeiert, an dem möglichst viele LKWs kaputte Ziegel auf den Hof kippen. Zu Bruch gehen dann, etwas später, auch wieder viele Ehen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es sehr viele Selbstmorde. Der Konflikt über eine geplante Müllverbrennung spaltet den Ort. Auch das Attentat vom 11. September 2001 in New York beschäftigt die Bewohner.
Erzählt wird dies alles als Alltagsgeschichte. Die beiden Regisseurinnen verzichten auf einen Kommentar, nur ab und zu sind ihre Fragen zu hören. Sie konzentrieren sich auf das genaue Beobachten. Haindling liefert die kongeniale Musik, die die Episoden verbindet. Obwohl im Dialekt mit deutschen Untertiteln veröffentlicht, entwickelte sich »Schotter wie Heu« zum Kultfilm im Kino. Für die DVD-Veröffentlichung haben die beiden Filmemacherinnen Gammesfeld zehn Jahre danach noch einmal besucht. Sie führen Interviews mit dem neuen Bankdirektor, der inzwischen zwei Computer hat. Der ehemalige Direktor, Fritz Vogt, hilft in der Bank und ist weiterhin von seinem System überzeugt, was seiner Meinung nach auch die Bankenkrise bestätigt. Außerdem kommen drei weitere Protagonisten zu Wort, die »Schotter wie Heu« kritisch sehen und meinen, dass wichtige Aussagen im Film nicht berücksichtigt worden sind. 

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Kinostart:2002
28.08.2003 in Deutschland
weitere Titel:
Schotter wie Heu
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Deutschland
Originalsprache:Deutsch
Farbe:Farbe
IMDB: 51
Offizielle Webseite:www.schotterwieheu.de
Regie:Wiltrud Baier
Sigrun Köhler
Drehbuch:Wiltrud Baier
Sigrun Köhler
Kamera:Wiltrud Baier
Sigrun Köhler
Schnitt:Wiltrud Baier
Sigrun Köhler
Musik:Haindling
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