Die Kinder sind tot

2003

Die Kinder sind tot ist ein deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 2003. Er kreist um den Fall von Daniela J., die im Sommer 1999 ihre beiden Söhne tagelang in der Wohnung zurückließ, wo sie verdursteten, und hierfür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Regie führte Aelrun Goette, die auch das Drehbuch schrieb.

Quelle: Wikipedia(deutsch)
Rezension zu Die Kinder sind tot
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Dass Aelrun Goettes Dokumentarfilm »Die Kinder sind tot« von 2003 auch heute noch, mehr als ein Jahrzehnt später, aktuell und zeitgemäß wirkt, ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich. Goette gelang ein Film, der es sich nicht einfach macht mit Schuldzuweisungen. Dabei weiß man bis zum heutigen Tag nicht, wie man mit diesen Verbrechen umgehen soll: mit Mord oder Totschlag an den eigenen Kindern, durch unterlassene Hilfeleistung oder gezielte Gewalttaten. Dass solche Taten heute zwar nicht an der Tagesordnung sind, sich aber erschreckend oft wiederholen, mildert Trauer und Wut nicht, die das Verbrechen und seine filmische Aufarbeitung verbreiten. 

Von Daniela J., der Protagonistin aus Aelrun Goettes Film, ist dieser Satz überliefert: »Ich wollte leben, aber die Kinder machten einfach zu viel Stress.« Was soll man da noch sagen, wie kann man darüber einen Film machen. Oder, um es auf dieses erschreckend oft benutzte Fragewort der Hilflosigkeit zu reduzieren: »Warum?« Die Filmemacherin hat sich diese Frage oft gestellt. Während der Dreharbeiten war sie selbst schwanger. Sie war sich, hat sie später gesagt, sogar beim Schnitt des Filmes nicht sicher, ob sie das Projekt nicht beenden sollte. Es sei die Wut gewesen, die sie angetrieben habe. Die Wut über eine Tat, die bis heute sprachlos macht: Im Sommer 1999 verdursten in Frankfurt(Oder) zwei kleine Kinder, nachdem die Mutter sie 14 Tage lang in ihrer Neubauwohnung allein zurückgelassen hatte.

Der 2003 erstmals gezeigte Film wurde ein Jahr später beim 54. Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm mit der Lola ausgezeichnet sowie 2005 mit dem Baden-Württembergischen Dokumentarfilmpreis, der später im Deutschen Dokumentarfilmpreis aufgegangen ist. Es ist kein einfacher Film und kein Film, der es sich einfach macht, mit der so offensichtlichen Schuldfrage. Als ein Angebot der Erklärung beschreibt die Filmemacherin das tragische Verhältnis zwischen der Täterin und ihrer eigenen Mutter. So gibt es wohl auch hier Ursache und Wirkung. Das ändert nichts an der Tat. »Diese kleinen Kinder haben es aushalten müssen. Jetzt müssen wir wenigstens aushalten, von ihrem Schicksal zu wissen«, hat Aelrun Goette einmal gesagt. Ihr ist mit »Die Kinder sind tot« ein Dokumentarfilm gelungen, der zweifelsohne als ein Meilenstein des Genres
gilt. Und dennoch wünscht man sich, er wäre nie notwendig geworden. 

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Kinostart:2002
weitere Titel:
Die Kinder sind tot
Genre:Dokumentarfilm
Herstellungsland:Deutschland
Originalsprache:Deutsch
Farbe:Farbe
IMDB: 90
Regie:Aelrun Goette
Drehbuch:Aelrun Goette
Kamera:Bernd Meiners
Musik:Martin Todsharow
Produzent:Thomas Kufus
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