Die Wohnung
2011
Die Wohnung ist ein israelisch-deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 2011.
Arnon Goldfinger, Regisseur des Films, löst gemeinsam mit seiner Mutter und Verwandten in Tel Aviv die Wohnung seiner mit 98 Jahren gestorbenen Großmutter Gerda Tuchler auf. Diese lebte dort 70 Jahre lang als Jecke gemeinsam mit ihrem Ehemann Kurt Tuchler, nachdem die aus Berlin stammende Familie 1936 aus dem Deutschen Reich nach Palästina emigriert war. Die Wohnung der Großmutter beherbergt verstörende Erinnerungsstücke. Unter unzähligen Briefen, Fotos und Dokumenten aus mehreren Jahrzehnten finden sich Anhaltspunkte, dass die jüdischen Großeltern eng befreundet mit der Familie des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein waren. Der Film verfolgt die Gründe der Großeltern für die Freundschaft mit Mildenstein und dessen Werdegang in der NSDAP und versucht durch Zeitzeugeninterviews, wie etwa mit Mildensteins Tochter, die Vergangenheit zu ergründen.
Der Film wurde von Arte in Zusammenarbeit mit Arnon Goldfinger Productions, Noga Communications, dem SWR, Zero one film und dem ZDF produziert. Die Produktionskosten beliefen sich auf 19.916 US-Dollar, was mit Einnahmen von 467.022 US-Dollar (Stand: 4. Januar 2013) wieder ausgeglichen wurde.
»Ein Nazi fährt nach Palästina« lautet die Überschrift in »Der Angriff«, einem Nazi-Propagandablatt aus Deutschlands dunklen Tagen. Und das ist nur der Anfang der Merkwürdigkeiten, die Arnon Goldfinger und seine Familie entdecken, als sie in Tel Aviv die Wohnung der verstorbenen Großmutter auflösen wollen. 98 Jahre alt wurde Gerda Tuchler – an der Seite ihres Mannes, einst ein Richter in Berlin, hat sie viel erlebt und das Schlimmste überlebt. 70 Jahre lang haben die Tuchlers in Tel Aviv gewohnt – sieben Jahrzehnte haben sie Vieles aufbewahrt und wohl so weit weggeschlossen, dass aus Erinnerungen ein Geheimnis werden konnte. Im Zentrum der Spurensucher stehen die Kontakte des SS-Offiziers Leopold von Mildenstein, der offenbar noch nach 1945 mit der jüdischen Familie Tuchler Kontakt hielt. Wie konnten ein NS-Scherge und verfolgte Juden befreundet sein? Und wie konnte es der Tochter der Tuchlers verborgen bleiben, dass sich da auch nach dem Krieg und dem Ende der Naziherrschaft ein Nazi um die Gunst ihrer Eltern bemühte. Goldfingers Ermittlung ist eine Recherche im familiären Kreis, zugleich aber auch in
deutscher und israelischer Vergangenheit. Im Laufe seiner dokumentarischen Erkenntnis muss der Autor sich selbst und auch seiner Mutter Hannah unbequeme Fragen stellen. Zum Beispiel diese: Wie geht man mit Schuld um? Wird Schuld durch Schweigen aufgehoben?
Die Filmbewertungsstelle bescheinigte dem Film das Prädikat »besonders wertvoll« und begründet das u.a. wie folgt: »Dass in diesem Fall das Thema Flucht, Vertreibung und Holocaust und der Begriff Schuld nie zentral im Mittelpunkt des Films stehen, ist sicher ein Vorzug dieses Films, wohl auch und besonders durch die Tatsache, dass ein jüdischer Autor und Regisseur ihn geschaffen hat. Eines offenbart der Film aber deutlich: Hier, und sicher und auch in vielen anderen Familiengeschichten, sind es
die Eltern und deren Kinder, welche nicht in der Lage sind zu fragen oder zu antworten. Es ist der Enkelgeneration vorbehalten, sich nicht nur für die Vergangenheit der Großeltern zu interessieren, sondern sich auch mit deren Schuld auseinanderzusetzen.« Das Haus des Dokumentarfilms zeigte den Film 2012 im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart vor einem bis auf die letzten Sitz- und Stehplätze gefüllten Saal. So ging es dem Film auch anderswo: »Die Wohnung« erhielt den Bayerischen
Filmpreis und war 2013 für den Deutschen Filmpreis nominiert. Goldfingers Suche nach der Wahrheit ist vielleicht der klügste Dokumentarfilm seit Langem über das Weiter- und Zusammenleben von Juden und Deutschen hier und in Israel.
Kinostart: | 11.07.2011 14.06.2012 in Deutschland 05.05.2016 in Ungarn | ||||||||||
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weitere Titel: |
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Genre: | Dokumentarfilm | ||||||||||
Herstellungsland: | Israel | ||||||||||
Originalsprache: | Hebräisch | ||||||||||
Farbe: | Farbe | ||||||||||
IMDB: | 1556 | ||||||||||
Verleih: | Cirko Film, Hulu | ||||||||||
Offizielle Webseite: | www.ruthfilms.com |
Regie: | Arnon Goldfinger | |
Drehbuch: | Arnon Goldfinger | |
Schnitt: | Tali Helter-Shenkar | |
Musik: | Yoni Rechter | |
Produzent: | Arnon Goldfinger | |
Thomas Kufus | ||
Darsteller: | Yoni Rechter |
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Rezensionen:
2014 | Adolf Grimme Awards, Germany Adolf Grimme Award Information & Culture | Nominiert |
2013 | German Film Awards Film Award in Gold Best Documentary (Bester Dokumentarfilm) | Nominiert |
2012 | Bavarian Film Awards Bavarian Film Award Best Documentary (Dokumentarfilmpreis) | Gewinner |
2012 | Cracow Film Festival FIPRESCI Prize | Gewinner |
2012 | Guild of German Art House Cinemas Best Documentary | Gewinner |
2012 | Minneapolis St. Paul International Film Festival Best Documentary | Gewinner |
2012 | Tribeca Film Festival Best Editing Documentary Feature | Gewinner |
2012 | Traverse City Film Festival Founders Prize Best Foreign Film - Honorable Mention | Gewinner |
2012 | Tribeca Film Festival Jury Award Best Editing in a Documentary Feature | Gewinner |
2012 | Tribeca Film Festival Best Documentary Feature | Nominiert |
2012 | Tribeca Film Festival Jury Award Best Documentary Feature | Nominiert |
2011 | Awards of the Israeli Film Academy Award of the Israeli Film Academy Best Documentary | Gewinner |
2011 | Jerusalem Film Festival Van Leer Group Foundation Award Best Director of a Documentary | Gewinner |
2011 | Jerusalem Film Festival Van Leer Group Foundation Award Best Israeli Documentary | Nominiert |