Das Schiff des Torjägers
2010Es ist keine einfache Geschichte, an die sich die Schweizerin Heidi Specogna mit »Das Schiff des Torjägers« wagt. Aber wann hat es sich die in
Berlin lebende Filmemacherin und Journalistin überhaupt schon einmal einfach gemacht. In ihrem 2008 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichneten Film »Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez« rollt sie das Leben des ersten für die USA im Irakkrieg 2003 gefallenen Soldaten auf. 2011 schildert sie in »Carte Blanche« die Ermittlungen gegen den kongolesischen Milizenführer Jean-Pierre Bemba am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Auch diese beiden Filme: unbedingt sehenswert.
In »Das Schiff des Torjägers«, den Specogna 2010 fertigstellt, erzählt sie eine Geschichte, die schon fast zehn Jahre zurückliegt. Im April 2001 zerbricht über Nacht die Karriere des nigerianischen Fußballprofis Jonathan Akpoborie, der zu diesem Zeitpunkt beim VfL Wolfsburg unter Vertrag
steht. Da taucht die Meldung auf, dass der Torjäger als Eigner eines Schiffes vor Westafrika gelte, mit dem Kinder als Sklaven transportiert werden.
Der Bundesligaverein trennt sich sofort von seinem Star, ohne dass ihm überhaupt eine Schuld nachgewiesen wurde. Was Heidi Specogna knapp
ein Jahrzehnt später mit journalistischem Ehrgeiz und dem Gespür für wichtige filmische Momente entrollt, ist eine verworrene Geschichte
über Schuld und verlorene Unschuld, über die Manipulation der Öffentlichkeit im angeblichen Dienste einer guten Sache, über Reichtum und
Armut und schließlich auch über moderne Sklavenhaltung, die aber nicht (nur) weit weg in Afrika geschieht, sondern auch in herausgeputzten Trainingscamps für den Fußballnachwuchs in Europa.
Der Filmemacherin gelingt eine vorbildliche Recherche: Specogna findet tatsächlich nach all den Jahren das Schiff wieder, das im Zentrum des damaligen Skandals stand. Auch den Torjäger von einst macht sie ausfindig, ungleich schwieriger – aber auch das gelingt –, ist es, die Sklavenkinder ausfindig zu machen, die von einem afrikanischen Land ins andere transportiert wurden. Alle Fäden finden zueinander. Specogna erzählt schließlich drei Geschichten, die von der gleichen Ungeheuerlichkeit handeln: von der Ware Mensch, die es im 21. J ahrhundert nicht mehr geben sollte.
Kinostart: | 06.08.2010 in Locarno Film Festival 02.12.2010 in Deutschland | ||||||
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weitere Titel: |
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Genre: | Dokumentarfilm | ||||||
Herstellungsland: | Deutschland, Schweiz | ||||||
Originalsprache: | Deutsch | ||||||
IMDB: | 28 | ||||||
Offizielle Webseite: | www.schiff-des-torjaegers.de |
Regie: | Heidi Specogna | |
Drehbuch: | Heidi Specogna | |
Kamera: | Rainer Hoffmann | |
Schnitt: | Ursula Höf | |
Produzent: | Jochen Laube |
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Rezensionen:
2010 | Locarno International Film Festival Critics Week Award | Nominiert |