Die Thomaner

2012

Die Thomaner – Herz und Mund und Tat und Leben ist ein deutscher Dokumentarfilm von Paul Smaczny und Günter Atteln, der anlässlich des 800-jährigen Bestehens des Leipziger Thomanerchors im Jahr 2012 entstanden ist. Beleuchtet werden in erster Linie Heimweh und Leistungsdruck ebenso wie Stolz und Freundschaft der Thomaner.

Der Film basiert zu einem großen Teil auf Interviews mit den 9- bis 18-jährigen Sängern, ihren Lehrern und Eltern sowie dem Thomaskantor Georg Christoph Biller. Ein Jahr lang hat das Produktionsteam das Leben als Junge bei den Thomanern während des Schulalltags im Internat, bei Proben und Auftritten begleitet.[2] Im Mittelpunkt stehen dabei immer wieder einige Kinder und Jugendliche, die als Protagonisten besonders hervorgehoben werden.

Die Thomaner feierte im Februar 2012 Premiere und wurde in ausgewählten Kinos gezeigt. Mittlerweile wird er auch im Fernsehen ausgestrahlt und seit September 2012 als DVD vertrieben. Unterstützt wurde die Produktion vom MDR und ARTE.

Quelle: Wikipedia(deutsch)

Rezension zu Die Thomaner

Thomas Schneider

Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Der im Jahre 1212 gegründete Thomanerchor in Leipzig ist die älteste kulturelle Einrichtung der Stadt und steht in ihrem Jubiläumsjahr 2012 so gut da, wie es in der 800-jährigen Geschichte des Chores nicht immer war. Anerkannt und repsektiert - das sind die Adjektive, die man in Leipzig und in der Welt der choralen Musik mit den Thomanern verbindet. Der Dokumentarfilm "Die Thomaner" will hinter die schöne Kulisse schauen und hat dazu den Chor, und insbesondere einige der Chorschüler, für ein Jahr begleitet.

Musikalische Erziehung ist heute in der Regel eine private Angelegenheit, denn der Musikunterricht in der allgemeinen Schule ist längst auf ein Feigenblatt reduziert. In dem vor 800 Jahren gegründeten Thomanerchor und der im gleichen Jahr gegründeten Thomanerschule - einst eine Klosterschule, heute ein allgemeinbildendes Gymnasium -, ist das allerdings ganz anders. Dort steht die stimmliche Bildung und die Mitwirkung im Chor der Thomaner im Zentrum des Internatlebens.

Wie in jedem Internat ist das Leben in der Schule vom Alltag geprägt. Im Falle der Thomaner ist es aber immer wieder von großen Ereignissen - den Auftritten zum Beispiel -, aber auch von Entbehrungen gezeichnet. "Wir sind ganz normale Jungs", sagt einer der Protagonisten im Film. Das mag in ihrer Selbstwahrnehmung so richtig sein, von außen betrachtet ist es aber nicht. Obwohl sich die Regisseure Paul-Ludwig Smaczny und Günter Atteln, bemühen, die Chormitglieder ganz alltäglich zu zeichnen, ist das Besondere der Mitgliedschaft in diesem Chor permanent spürbar. Man könnte auch Elite sagen.

Elite schließt Schmerz nicht aus - und so sind die emotional stärksten Momente sicher jene, in denen die jungen Thomaner ihr Wunsch nach dem Elternhaus der Kamera anvertrauen. Dem großen Ziel, zu den "16 Besten" zu gehören - das sind die Sänger, die bei jeder Aufführung dabei sind -, wird solches Heimweh aber in der Regel untergeordnet.

Paul-Ludwig Smaczny kennt sich mit seinem Thema aus. Er hatte schon am Beginn seiner filmerischen Karriere über das Gewandhaus in Leipzig gedreht. In vielen weiteren Filmen hat er sich um das Verständnis klassischer Musik in unserer Zeit bemüht. Auch "Die Thomaner" stehen in dieser Linie. Die Regisseure sagen dazu über ihre Arbeit: "Uns hat interessiert, was so eine Gemeinschaft über all die Jahrhunderte ununterbrochen am Leben hält und wie das Leben in ihr die Kinder und Jugendlichen verändert und prägt. Zudem fasziniert uns der scheinbare Anachronismus, im 21. Jahrhundert als Jugendlicher mit Regeln und in Strukturen erzogen zu werden, die sich über einen so langen Zeitraum herausgebildet haben– und gleichzeitig modern zu sein.