Balkan Melodie

2012

Balkan Melodie ist ein schweizerischer Dokumentarfilm, der sich mit Marcel und Catherine Celliers leidenschaftlicher musikethnologischer Tätigkeit im Rahmen des Sammelns und Publizierens von südostereuropäischer Musik beschäftigt. Marcel Cellier dokumentierte und veröffentlichte inmitten des Kalten Krieges über 40 Jahre lang die bis dahin im Westen völlig unbekannte Klänge des Balkans. Mit Radiosendungen und Schallplatten machte er Musiker und Ensembles weltberühmt.

Quelle: Wikipedia(deutsch)
Rezension zu Balkan Melodie
Thomas Schneider
Thomas Schneider
Online-Redakteur im Haus des Dokumentarfilms

Ein Panflötenspieler, der den Westen mit Schmusefolklore eroberte, und ein bulgarischer Frauenchor, der seltsam modernen Gesang in westlichen Kirchen und Hallen vortrug: Die angebliche Volksmusik aus dem Osten Europas war bei uns jahrelang ein Importschlager. Jetzt zeigt der Schweizer Dokumentarfilmer Stefan Schwietert, welche Musik hinter dem Eisernen Vorhang wirklich gespielt wurde - eine Liebeserklärung an die »Balkan Melodie«, auch wenn sie ab und zu ein Schummel war.

Diese harmonischen, aber gar nicht westlichen Klänge hat sicher jeder schon einmal gehört. Den soften Frauenheld Gheorghe Zhamfir beispielsweise, der mit langen Fönwellen und seiner Zauber-Panflöte zum Plattenmillionär im Westen wurde. Oder den Frauenchor »Le Mystère des Voix Bulgares«, der in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts viel gehört wurde, der sogar Zugang erhielt zu westlichen Kirchen und zu den Herzen der erstaunten Menschen sowieso. Die Stars aus dem Osten waren, wie der Kino-Dokumentarfilm »Balkan Melodie« zeigt, nur ein für den Westen produziertes Abziehbild einer osteuropäischen Folklore, die es so gar nicht gab.

Die Fäden zu den auch bei uns wohl gelittenen Klängen aus Rumänien, Bulgarien und Russland laufen bei einem Musiksammler zusammen, der mit seiner Frau und seinem Aufnahmegerät jahrelang den Osten bereiste: Marcel Cellier. Eigentlich war er Metallhändler, doch er und seine Frau Catherine fanden ihre wahre Passion in der Musik des Ostens. Die Fundstücke schnitt Cellier im eigenen Heim-Tonstudio zu Radiosendungen, die in zahlreichen Ländern gespielt wurden. Er produzierte Schallplatten organisierte Tourneen. Cellier hatte seit den sechziger Jahren immer wieder die Reise hinter den Eisernen Vorhang gewagt - er war von der Musik, die er dort fand, begeistert. Auch Zamfir und die bulgarischen Frauenstimmen holte er in den Westen - doch ihren Weltruhm konstruierten andere.

Dokumentarfilmer Stefan Schwietert (u.a. »Heimatklänge«), der in all seinen Filmen bisher ein besonderes Faible für die Musik gezeigt hat, folgt den Spuren der Celliers. Bald schon entdeckt er selbst die Schönheit der echten osteuropäischen Folklore. Er deckt aber auch auf, dass im Osten mit durchaus marktwirtschaftlichen Gespür an Traumprodukten gearbeitet wurde.

Ein musikalischer Dokumentarfilm, der seinen Reiz zwischen zeitgeschichtlichem Kitsch und künstlerischen Paradenummern findet. Auch die moderne Balkanmusik kommt nicht zu kurz - letztlich also eine Liebeserklärung an zeitlos schöne Musik.

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Kinostart:Dezember 2011
07.02.2013 in Deutschland
weitere Titel:
Balkan Melodie
Genre:Dokumentarfilm, Filmbiografie
Herstellungsland:Schweiz, Deutschland, Bulgarien
Originalsprache:Französisch, Rumänisch, Bulgarisch
IMDB: 59
Offizielle Webseite:maximage.ch
Regie:Stefan Schwietert
Drehbuch:Stefan Schwietert
Kamera:Pierre Mennel
Pio Corradi
Schnitt:Isabel Meier
Produzent:Cornelia Seitler
Darsteller:Marcel Cellier
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Rezensionen:

2012
Swiss Film Prize
Swiss Film Prize
Best Documentary (Bester Dokumentarfilm)
Nominiert
Datenstand: 07.05.2022 00:40:25Uhr