Bhagwan - Die Deutschen und der Guru
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von Aufstieg und Fall des indischen Gurus Bhagwan aus der Perspektive seiner deutschen Anhänger. Warum verehrten sie diesen Mann so sehr?
Dem Dokumentarfilmer Jobst Knigge gelang es, das Vertrauen einiger "Sannyasin" zu gewinnen. Sie erzählen ihre ganz persönlichen Geschichten und geben tiefen Einblick in ihr Leben mit dem charismatischen Guru in den 1970er- und
1980er-Jahren.
In den 1980er-Jahren färbte sich das "Belgische Viertel" in der Kölner Innenstadt plötzlich bunt. Wie aus dem Nichts tauchten junge, in verschiedene rot-, orange- und lilafarben gekleidete Menschen auf und mieteten Wohnungen und Geschäftsräume. Alle trugen ein Amulett mit dem Bildnis eines indischen Mannes an einer hölzernen Perlenkette um den Hals. Sie hatten merkwürdige Namen wie "Ramatherta", "Surabhi" oder "Nandano". Und sie nannten sich "Sannyasin".
Diese "Sannyasin" waren Anhänger des indischen Gurus Bhagwan Shree Rajneesh (1931-1990), der aus einem Ashram in Poona eine Lehre der Selbstfindung durch Meditation, Sex und Hingabe verbreitete. Das traf den Nerv der sinnsuchenden Jugend in der alten Bundesrepublik. Und bald gab es Kommunen des Gurus im ganzen Land.
Um diese Gemeinschaften herum entstand in Köln, Berlin, Hannover und München ein regelgerechtes Imperium aus Diskotheken, vegetarischen Restaurants, Therapie-, Meditations- und Yogazentren. Die "Sannyasin" kauften zahlreiche Häuser in den Innenstädten und ein Schloss in Bayern. Sie gründeten Geschäfte, Agenturen, Umzugsunternehmen. Die Geschichte der deutschen Anhänger Bhagwans wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem wirtschaftlichen Triumph - endete aber kurz darauf für viele dennoch in großer Enttäuschung. Was war passiert?
Erstmals erzählen die deutschen Jünger Bhagwans selbst ihre Geschichten - und damit auch die Geschichte der größten neureligiösen Bewegung der deutschen Nachkriegszeit. Mit großer Offenheit berichten sie packend von ihrer Faszination für die Lehren des Gurus. Warum sie alles stehen und liegen ließen, um "Osho", wie sie ihren Meister nannten, erst nach Indien und dann in die USA zu folgen. Warum es sie nicht störte, dass sie alles teilen und mit dem Nötigsten auskommen mussten, während Bhagwan sich mit teuren Uhren, aufwendigen Glitzer-Roben und einer Rolls-Royce-Flotte von 93 Fahrzeugen schmückte. Und was mit ihnen geschah, als das Imperium des "heiligen Mannes" durch Machtmissbrauch, Gier und Gewalt krachend implodierte.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 10.08.2022 um 20:15 Uhr auf 3sat.
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