Wilde Nachbarn - Siegeszug der Stadttiere

Film von Peter Simank
30min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Füchse, Nutrias, Wildschweine, Eulen - wer wilde Tiere in der Stadt sehen will, muss längst nicht mehr in den Zoo gehen. Tausende Tiere haben ihre Heimat in Wald und Flur verlassen.

Wie kommt es, dass Städte für Tiere mindestens so attraktiv sind wie für Menschen? Wie gehen die Menschen in den Städten mit den neuen, wilden Nachbarn um? Die Reportage von Peter Simank begibt sich in den Dschungel vor unserer Haustür.

Die Coronakrise macht die Tiere noch sichtbarer. Je leerer die Straßen sind, desto mehr Raum nehmen sie sich. Auf einmal spazieren Hirsche, Wildschweine oder Dachse durch unsere Städte. Neu ist das nicht. Schon seit Jahren wandern immer mehr Wildtiere in die Stadt. Nutrias leben mitten im Zentrum von Burg, Füchse in der Innenstadt von Leipzig, Rehe auf dem Friedhof von Dessau, und Waschbären haben inzwischen nahezu jede deutsche Stadt erobert.

"Es wird immer wieder neuen Nachzug geben, selbst wenn wir hier den Bestand auf null reduzieren würden. Es werden immer wieder neue Tiere von draußen in die Stadt ziehen", so Marco Klapper, Stadtjäger in Burg.

Still und leise haben in den letzten Jahren Tausende Tiere in Städten und Dörfern neu eingerichtet. Auffällig ist dabei: Darunter sind viele Arten, die in freier Natur nur noch selten zu beobachten sind.

"Vor drei Jahren ging das mit ein bis zwei Eulen los. Und plötzlich saßen dann bei uns im Garten 24 Eulen auf nur einem Baum", sagt Ralf Krüger, Eigenheimbesitzer aus Brachstedt. "Das ist natürlich immer ein Schauspiel für die ganze Straße, wenn die abends zur Jagd losziehen. Und am frühen Morgen kommen sie wieder zu uns nach Hause."

Bis zu 15.000 Tierarten vermuten Wildtierökologen in Großstädten wie Magdeburg, Leipzig, Halle oder Dresden. Denn die Hotspots der Artenvielfalt finden sich längst nicht mehr nur auf dem Land. Je größer die Stadt, desto größer die Biodiversität. Ornithologen konnten sogar belegen, dass ländliche Gebiete inzwischen viel ärmer an Vogelarten sind als städtische. Und je größer die Stadt, desto mehr Vogelarten sind vorhanden – mit exponentiellen Steigerungsraten. Und was für Vögel gilt, gilt tendenziell auch für Insekten oder Säugetiere: Viele, gerade auch vom Aussterben bedrohte Arten, sind in der Stadt wesentlich zahlreicher als gemeinhin vermutet.

Dr. Robert Hagen vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin sagt: "Wir erleben zurzeit vermutlich den Höhepunkt in dieser Dynamik, in der Wanderung von Wildtieren in die Stadt. Allein in Berlin lebt aktuell ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Säugetierarten. Und in den deutschen Städten allgemein leben auf die Fläche bezogen mehr Tiere als in ländlichen Bereichen."

Die Menschen betrachten ihre neuen Nachbarn auch mit Sorge. Manche Tiere siedeln fast unbemerkt, andere hinterlassen deutliche Spuren. Vor allem Waschbären, Wildschweine und Rehe führen vielerorts zu Konflikten. "Seit zwei Jahren ist es ganz schlimm. Rehe kommen auf den Friedhof, zertrampeln die Gräber und fressen alles leer. Stiefmütterchen und andere Blumen. Ich versuche dann, mit Vogelnetzen und Flatterbändern die Grabstelle meiner Eltern irgendwie vor den Rehen zu schützen", so Edeltraut Naumann aus Barby.

Der Film berichtet außerdem von einem Dorf, indem es schon heute mehr Wildtiere als Menschen gibt, und zeigt, welche Konflikte aber auch Chancen das Phänomen mit sich bringt.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 19.05.2022 um 03:59 Uhr auf 3sat.