3satDokumentarfilmzeit

Ab 18! - Karls Freiheit

Dokumentarfilm von Judith Keil und Antje Kruska,
Deutschland 2021
45min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Nach zweijähriger Asienreise zwingt Corona Karl, 21, zu seiner Familie zurückzukehren. Sofort lastet die Erwartung auf ihm, etwas aus seinem Leben zu machen. Doch Karl entzieht sich.

Eine konkrete Perspektive hat er nicht. Angefüllt mit Welterfahrung, fühlt er sich im deutschen Alltag fremd. Zwischen Verweigerung, Depression, Sinnsuche und vorsichtigen Schritten versucht Karl, bei sich zu bleiben, bis der Druck der Eltern wächst.

"Karls Freiheit" begleitet den 21-jährigen Karl Louis aus Berlin während eines durch Corona geprägten Jahres auf der Suche nach (s)einer Bestimmung. Nachdem er nach zweijähriger Asienreise, auf der er sich trampend von Deutschland bis an die chinesische Grenze bewegt hat, Corona-bedingt von Honkong nach Hause zurückkehren musste, landet Karl Louis hart in der neuen deutschen Realität des Lockdowns. Sowohl im Elternhaus als auch im Freundeskreis hat sich wenig verändert, und alle außer Karl Louis selbst scheinen sich selbstverständlich durch ihren strukturierten Alltag zu bewegen.

Schon bald wird auch in ihm wieder die Grundfrage laut, die ihn schon vor seiner Weltreise lähmte: Was soll er aus seinem Leben machen? Ursprünglich dachte er, seine Reise würde ihm darauf eine Antwort geben. Aber trotz vieler gesammelter Erfahrungen und unzähliger Abenteuer steht er nun wieder genauso ratlos da wie einst schon nach dem Abitur.

Um sich davon abzulenken, verfällt Louis schnell wieder in alte Muster: den Tag verschlafen, die Nächte mit Computerspielen verdaddeln. Die Eltern, die das Verhalten ihres Sohnes schon von früher kennen, sind alsbald alarmiert und schwanken zwischen Unterstützung und Ermahnung. Genauso wie seine besten Freunde raten sie ihm, lieber mal zu "machen", statt nur nachzudenken oder, noch schlimmer, dem Denken zu entfliehen. Aber obwohl bei Karl Louis auch der innere Druck merklich steigt, ist er nicht in der Lage, an seinem Zustand etwas zu ändern.

Mit beginnendem Frühling startet er zaghafte Versuche, sich aus seiner Starre zu lösen. Allerdings ohne greifbares Ergebnis. Bis seiner Mutter der Geduldsfaden reißt und sie die Option eines Rausschmisses aus dem elterlichen Haus thematisiert. Danach macht Karl tatsächlich einen Schritt nach draußen und sucht die Begegnung mit der für ihn mit Angst besetzten Arbeitswelt. Und er trifft eine Entscheidung, die ihn schlagartig befreit. Dennoch bleibt sein ungelöstes Problem damit nur aufgeschoben. Seine Reise ist noch nicht zu Ende.

Judith Keil und Antje Kruska über ihren Film: "Wir kennen Karl Louis als Jungen aus der Nachbarschaft, der nach einem Abi mit 'Ach und Krach' und einer ausgeprägten Neigung zum Sich-Verschanzen und Computerspielen eines Tages überraschend auf 'Weltfahrt' ging und von dessen unglaublichen Erlebnissen die Eltern in einer Mischung aus Stolz und Sorge berichten konnten. Der Entschluss, ein filmisches Porträt über ihn zu machen, kam bei uns bereits vor der Coronapandemie auf. Er erschien uns aus der Ferne als mutiger und weltgewandter junger Mann, der sich mit Stärke, Charisma und Klugheit als guter Dokumentarfilmprotagonist erweisen würde. Als Corona seiner Reise ein plötzliches Ende bereitete, dachten wir zunächst, der Film über ihn habe sich erledigt, weil wir ihn auf seiner Reise nicht mehr begleiten konnten.

Dass es aber stattdessen bei ihm erstmal eine ganze Weile um ein Fehlen jedweder Bestimmung gehen sollte und um eine unruhige und dennoch stauhafte Suche, die ihn an den Rand der Depression führen sollte, war nicht abzusehen. Nachdem wir den klugen, sensiblen, grüblerischen Kopf dann getroffen hatten und er uns bald an seinen Erlebnissen und Gedanken teilhaben ließ, hatten wir das gute Gefühl, auf diese Weise den vielleicht sogar wichtigeren Film drehen zu können.

Während der Arbeit an unserem Filmprojekt wurde in zahlreichen Gesprächen über das Thema unseres Protagonisten deutlich, dass Karl Louis kein Einzelfall ist, sondern dass er unter durchaus für einen Teil seiner Generation typischen Problemen leidet. In einer deutschen Mittelschicht, in der tolerante, fürsorgliche Eltern und materielle Sicherheit die Basis schaffen für eine Qual der Wahl aus tausend Möglichkeiten, scheint es vielen jungen Menschen, insbesondere wohl jungen Männern, schwer zu fallen, Zukunftsentscheidungen zu fällen beziehungsweise einfach mal Tätigkeiten auszuprobieren, auch auf die Gefahr des Scheiterns hin. Dieses 'einfach mal machen', was auch im Film immer alle von Karl Louis fordern, überfordert offensichtlich viele Heranwachsende. Unser Film 'Karls Freiheit' kann hoffentlich dazu beitragen, diesen verbreiteten Blockaden mit Empathie und Erkenntnissen zu begegnen."

Judith Keil und Antje Kruska haben als Autorinnen seit ihrem Regiedebüt "Ausfahrt Ost" (1999), der für den Grimme-Preis nominiert wurde, zahlreiche Kinodokumentarfilme realisiert und wurden mit Preisen ausgezeichnet. "Karls Freiheit" ist ihre erste Produktion für die Reihe "Ab 18!".

3sat zeigt den Dokumentarfilm "Karls Freiheit" von Judith Keil und Antje Kruska als TV-Premiere im Rahmen der Reihe "Ab 18!", in der Regisseur*innen mit außergewöhnlichen filmischen Handschriften Geschichten vom Erwachsenwerden erzählen.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 29.11.2021 um 23:50 Uhr auf 3sat.

29.11.2021
23:50
Art:Dokumentarfilm
Kategorie:Spielfilm
Themenbereich:Lebensstile/-entwürfe
Erstsendung: 3sat
Alternative Ausstrahlungstermine:
29.11.2021 23:50 Uhr 3sat