Sophie Scholl - Das Gesicht des besseren Deutschlands

Film von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach
39min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

In den letzten Jahrzehnten ist die Widerstandskämpferin Sophie Scholl zur deutschen National-Ikone aufgestiegen. Am 9. Mai 2021 wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden.

Die Dokumentation untersucht, wie in den fast 80 Jahren seit ihrer Hinrichtung die Geschichte Sophie Scholls und der Weißen Rose immer wieder neu erzählt wurde: in Radio, Roman, Film und Theater. Welche Botschaften sollten mit diesen Geschichten vermittelt werden?

Für welche politischen Ziele wurde der Widerstand des "besseren Deutschlands" in Anspruch genommen – oder als Verrat diskreditiert? Und wer war eigentlich die junge Frau, die mit 21 Jahren, am 22. Februar 1943, zusammen mit ihrem Bruder Hans Scholl von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde?

Sophie Scholls Büste steht in der Gedenkstätte Walhalla, Schulen und Plätze sind nach Sophie Scholl benannt, demnächst auch ein EU-Parlamentsgebäude in Brüssel. Längst ist sie zum Mythos geworden. Und der Mythos wird immer wieder auch dazu genutzt, die eigene politische Weltanschauung zu legitimieren. So traten Mitglieder der AfD auf Pegida-Demonstrationen mit weißen Rosen an ihren Revers auf, rechtsnationale Kräfte präsentieren sich in den Sozialen Medien mit Zitaten der Weißen Rose als Widerstandsgruppe. Empörung erregte 2020 die junge "Querdenkerin" Jana aus Kassel, als sie sich auf einer Anti-Corona-Demonstration mit Sophie Scholl verglich.

Die Historikerin Christine Friederich und der Germanist Christian Ernst berichten von den harten, oft ideologischen Auseinandersetzungen um das Erbe der Weißen Rose: zwischen der Schwester Inge Scholl ("Die weiße Rose") und dem Romanautor Alfred Neumann ("Es waren ihrer sechs", aktuell inszeniert am Residenztheater München); zwischen Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik Deutschland, zwischen Münchner Studierenden und NS-belasteten Professorinnen und Professoren im Jahr 1968.

Die Dokumentation zeigt zahlreiche Verfilmungen aus dem Archiv - bis hin zum ersten Spielfilm "Die weiße Rose" von Michael Verhoeven von 1982, der in der Bundesrepublik einen großen Skandal auslöste: Die NS-Urteile gegen die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer waren nicht offiziell widerrufen, die Richter unbestraft. Regisseur Marc Rothemund berichtet, wie er in den 2000er-Jahren auf die Verhörprotokolle der Gestapo stößt – und auf dieser Grundlage seinen Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage" (2005) dreht, mit dem die junge Widerstandskämpferin schließlich zum Gesicht des neuen, wiedervereinigten Deutschlands wurde.

Schauspielerin Julia Jentsch spricht über ihre Verkörperung von Sophie Scholl in diesem Film. Die Biografin Maren Gottschalk ("Sophie Scholl – Wie schwer ein Menschenleben wiegt") berichtet von neueren Forschungen zum Leben und Widerstand von Sophie Scholl, und die Rapperin Sookee setzt sich mit der aktuellen Vereinnahmung der Widerstandskämpferin durch rechtsnationale Kräfte auseinander.

Sophie Scholl verkörpert das Versprechen auf ein besseres, demokratisches und freies Deutschland - und die Hoffnung auf eine junge Generation, die aus den Verbrechen der Eltern und Großeltern ihre Lehren zieht.

Redaktionshinweis: Mit "Sophie Scholl - Das Gesicht des besseren Deutschlands" erinnert 3sat an die junge Widerstandskämpferin Sophie Scholl, die am 9. Mai 100 Jahre alt geworden wäre.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 08.05.2021 um 19:21 Uhr auf 3sat.

08.05.2021
19:21
Art:Dokumentation
Kategorie:Kultur
Themenbereich:Zeitgeschichte allgemein
Erstsendung: 3sat