GEO Reportage - Die Bambusbahn von Kambodscha

Reportage Frankreich, Deutschland 2008

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ohne sie gäbe es keinen Handel und keine Familienfeste, keine Einkäufe auf dem Markt und keine Arztbesuche: Die Bambusbahn "Norry" ist für eine ganze Region im Norden Kambodschas die Lebensader. Denn im verminten Land gibt es nur wenige Straßen. Die improvisierte Bahn, die aus Draisinen mit Bambusfläche besteht, ist weder verboten noch genehmigt. Aber sie wird dringend benötigt.


Jede Draisine ist eine Miniaturbühne des Alltags: Auf der dreieinhalb mal zwei Meter großen Bambusfläche drängen sich Bauern, Schulkinder, Mönche und stillende Mütter im Schneidersitz zusammen, und gackernde Hühner, Trockenfisch, Kühe, Mangos und Säcke mit Reis sammeln sich dort an. Mit bis zu 50 Stundenkilometern rattert im Norden Kambodschas "Norry", wie die aus Bambusflächen bestehende Draisinenbahn heißt, über geflickte Gleise und knarrende Holzbrücken, vorbei an Pfahlbauten, Tempeln, Tamarindenbäumen und Reisfeldern. "Diese Trasse ist wie unser Land", meint Draisinenführer Ly Tith, "geschunden, fast vergessen, aber unzerstörbar." Die Bambusbahn steht für den Überlebenswillen und die Improvisationskunst der Kambodschaner. Anstatt auf Hilfe vom Staat zu warten, haben ein paar Dutzend Bauern vor 25 Jahren auf der verrosteten Kolonialtrasse ihren eigenen Zug gebaut - mit Bambus, Motoren aus gebrauchten Generatoren und Metallrädern aus Schrottpanzern. Einen Zug, der für wenig Geld jederzeit fährt und überall hält. Mittlerweile hat diese improvisierte Bahn ein System: Zwei Dutzend Draisinenführer haben Schichtpläne entworfen, Strecken aufgeteilt und Preise sowie Vorfahrtsregeln festgesetzt. Wie lange "Norry" noch durch die Reisfelder fahren wird, weiß niemand. Die staatliche Zuggesellschaft will die Bambusbahn gegen eine Entschädigung für die Draisinenführer bald aus dem Verkehr ziehen. Aber Ly Tith und seine Passagiere wollen noch nicht daran glauben, dass ihre kleine Bambusbahn eines Tages tatsächlich verschwinden wird. Für ihre TV-Reportage "Die Bambusbahn von Kambodscha" wurde Drehbuchautorin und Regisseurin Carmen Butta 2010 mit dem Grimme-Preis (Publikumspreis der Marler Gruppe) geehrt.
"360° Geo Reportage" präsentiert außergewöhnliche Menschen rund um den Globus.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 03.04.2020 um 07:20 Uhr auf arte.

03.04.2020
07:20
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1585891200
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage
Alternative Ausstrahlungstermine:
04.04.2020 08:45 Uhr arte
03.04.2020 07:20 Uhr arte
23.03.2020 10:35 Uhr arte