Kirche und Missbrauch: Kann man noch katholisch sein? - Unterwegs im Westen

Eine Reportage von Christina Zühlke

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ruth Habeland ist Präventionstrainerin für das Bistum Köln. Ihr Ziel: Die Zahl der Missbräuche soll zurückgehen, es soll nichts mehr vertuscht werden. Jeder, der in der katholischen Kirche mit Kindern arbeitet, muss zu einer Schulung. Denn: Jedes 4. Mädchen und jeder 10. Junge erfahren bis zum 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt. Von Beleidigungen bis hin zur Vergewaltigung. In der Kirche, aber auch im Sportverein oder der Familie. Die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche haben noch eine andere Folge: Viele Katholiken hadern mit ihrer Kirche. Kann man noch katholisch sein? Oder macht man sich mitschuldig?


"Ich finde das erschütternd, diese niedrige Perspektive, als ich gekniet habe und wie groß dann das Gegenüber auf einmal ist." Ein Mittwochabend in der Kölner Südstadt, etwa 20 Frauen und Männer stehen sich in zwei Reihen gegenüber. Eben noch kniete die eine Seite, um die Welt einmal aus den Augen eines Kindes zu sehen.

Ruth Habeland steht in der Mitte und fragt, wie sich das anfühlte. Sie ist Präventionstrainerin für das Bistum Köln. Ihr Ziel: Die Zahl der Missbräuche soll zurückgehen, es soll nichts mehr vertuscht werden. An diesem Mittwoch in Köln schult sie keine Priester oder andere hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche, sondern Ehrenamtler. Denn jeder, der in der katholischen Kirche mit Kindern arbeitet, muss zu einer Schulung. Nicht immer stößt das auf Begeisterung bei den Ehrenamtlern, die Kommunionunterricht geben oder Spielgruppen leiten wollen. Aber die Regeln der Kirche sind klar und Ruth Habeland schafft es immer wieder, die Widerstände zu überwinden.

Ihre Motivation: Jedes 4. Mädchen und jeder 10. Junge erfahren bis zum 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt. Von Beleidigungen bis hin zur Vergewaltigung. In der Kirche, aber auch im Sportverein oder der Familie. Nur wenn möglichst viele Menschen wissen, was in solchen Fällen zu tun ist, wird weniger verschwiegen und den Kindern schneller geholfen.

Die Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche haben noch eine andere Folge: Viele Katholiken hadern mit ihrer Kirche. Kann man noch katholisch sein? Oder macht man sich mitschuldig?

Ein erfahrener Priester erzählt, wie schwer es für ihn war, seinen Gläubigen entgegenzutreten, als bekannt wurde, wie massiv die Kirche vertuscht hat. Und in der Präventionsschulung mit Anfängern im Priesteramt wird klar, wie groß die Angst ist, verdächtigt zu werden. Den Kindern mit Nähe und Zuneigung zu begegnen, das scheint für junge Priester kaum noch möglich zu sein.

Der Film zeigt, wie verschiedene Menschen in der katholischen Kirche mit den Missbrauchsskandalen umgehen und fragt, was passieren muss, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passieren kann.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 10.02.2020 um 22:10 Uhr auf WDR.

10.02.2020
22:10
Livestream
Audio-Format:stereo
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Christl. Religion
Alternative Ausstrahlungstermine:
10.02.2020 22:10 Uhr WDR