Philosophie

Der Mensch als Zuschauer

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Im jüngsten Werk des politischen Philosophen Christian Ruby geht es um die Entstehung und Wandlung des Zuschauerbegriffs. Was bedeutet es im demokratischen Zeitalter, Zuschauer zu sein? Wenn jeder stets aufgefordert ist, sich aktiv am schöpferischen Prozess zu beteiligen, inwiefern kann er dann noch Zuschauer sein? Wenn alle Künstler sind, ist es dann im Grunde keiner? Zuschauer zu sein, bedeutet zu beobachten, zu betrachten - doch das ist keine passive Haltung: Dazu gehört das aufmerksame Studieren, Sondieren, Erforschen der Inszenierung und damit seine aktive Mitgestaltung.


Im jüngsten Werk des politischen Philosophen Christian Ruby geht es um die Entstehung und Wandlung des Zuschauerbegriffs. Was bedeutet es im demokratischen Zeitalter, Zuschauer zu sein? Wenn jeder stets aufgefordert ist, sich aktiv am schöpferischen Prozess zu beteiligen, inwiefern kann er dann noch Zuschauer sein? Wenn alle Künstler sind, ist es dann im Grunde keiner? Zuschauer zu sein, bedeutet zu beobachten, zu betrachten - doch das ist keine passive Haltung: Dazu gehört das aufmerksame Studieren, Sondieren, Erforschen der Inszenierung und damit seine aktive Mitgestaltung. Ist der Zuschauer immer auch Schöpfer des Schauspiels, dem er beiwohnt? Ist der unbeteiligte, neutrale Zuschauer eine Fiktion?
Woher kommt diese Illusion, "Zuschauer zu sein" sei ein passiver Zustand, hätte nichts mit einer handelnden Person zu tun? In einem historischen Diskurs erklärt Autor und Philosoph Christian Ruby, dass es den Begriff des Zuschauers erst seit der Aufklärung gibt. Er entstand im Kontakt mit den dargebotenen Werken. Gibt es das Zuschauerideal vom Bildungsbürger, der sich an aufklärerische Wertevorstellungen heranführen lässt und als aufgeklärter Bürger das Gemeinwesen mitgestaltet, heute noch? Sind Kunst und Inszenierung in diesem Sinne noch Sprachrohr der Aufklärung? Erfüllen sie noch einen Bildungsanspruch? Vorbei die Zeiten des Politspektakels, in denen Passivwähler die politischen Entwicklungen verfolgten, wie man Bühnendarstellern zusieht? Oder gilt es, den Zuschauer als Demokratiestifter wiederzubeleben und neue Formen demokratischer Teilhabe zu erschaffen? Der junge Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven zieht zusammen mit seinem Gast eine Linie von der Vergangenheit zur Gegenwart und verbindet die vermeintlich trockene Literatur der großen Philosophen mit aktuellem Zeitgeschehen.

Magazin Frankreich 2020

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 22.02.2020 um 23:50 Uhr auf arte.